Regenerative Landwirtschaft: Dem Boden Leben zurückgeben
Mit dem Projekt Terra Vital will SWICA ihren Beitrag für eine gesunde Natur leisten. Seit August werden bis zu sieben Betriebe für die nächsten drei Jahren bei der Umstellung auf eine regenerative Landwirtschaft begleitet. Nur wer mutig ist, ausprobiert und vor allem beobachten lernt, kann vorwärts scheitern.
Von Alexandra Sasidharan-Scherrer
Daniel Bärtschi, als gelernter Landwirt und Präsident des Vereins Agricultura Regeneratio bringen Sie viel Erfahrung in dieses Projekt. Was ist ihr Ziel als Projektleiter?
Wir möchten den Landwirten während den nächsten drei Jahren helfen, Humus aufzubauen und so einen gesunden Boden zu schaffen. Denn nur ein gesunder Boden kann die Grundlage für Leben, beziehungsweise für gesunde Pflanzen, gesunde Nahrungsmittel und einen gesunden Menschen sein.
Wie kann ein Landwirt seinen Boden aufwerten, was braucht er dafür?
Es braucht sicher am Anfang einfach viel Zeit, Geduld und vor allem Bereitschaft. Nur wer mutig ist, ausprobiert und vor allem beobachten lernt, kann weiterkommen und manchmal auch vorwärts scheitern. Unsere Böden wurden lange intensiv bearbeitet. So sind sie über die Jahrzehnte degeneriert, der Humusanteil und somit auch die Nährstoffgehalte sind drastisch gesunken. Ein gesunder Boden braucht Zwischenkulturen, Fruchtfolgen, Bodenbedecker, Tiere wie Kühe oder Hühner, die den Boden düngen und Bäume, die Schatten spenden und deren Wurzeln für einen guten Wasserhaushalt sorgen.
Welche Umstände haben zu dieser Situation geführt?
Der Mensch hatte lange Zeit das Gefühl, er könne die Natur technisch beherrschen und mit Hilfsstoffen manipulieren. Äussere Einflüsse und politische Entscheide haben dazu geführt, dass mehr auf Quantität und eine intensive Landwirtschaft gesetzt wurde, was schliesslich die Böden ausgenutzt und degeneriert hat. In der regenerativen Landwirtschaft wird auf ein natürliches Kreislaufsystem gesetzt. Der Landwirt nutzt idealerweise vieles, dass er selber auf seinem Hof produziert, zum Beispiel Tierfutter und Hofdünger, so dass er auf längere Sicht weniger abhängig von zugekauften Produkten ist.
Wie wirkt sich eine Umstellung auf den Hofbetrieb aus?
Wer umsteigt, wird anfangs weniger Ertrag erwirtschaften. Nach drei bis fünf Jahren ist der Boden gesünder und der Bauer wird einen höheren Ertrag erzielen, aber mit weniger externen Hilfsstoffen, was die Kosten senkt. In der regenerativen Landwirtschaft geht es nicht um maximale, sondern optimale Erträge. Mindestens 40 Prozent der Bauern möchten umstellen, wenn die Politik und der Markt sie unterstützen würden.
Was passiert, wenn wir jetzt nichts unternehmen?
Wenn wir jetzt nicht umstellen, werden wir in einigen Jahren ein Problem mit unserem Boden haben. Nur schon der Klimawandel zeigt, dass es trockener wird. Trocknet der Boden aus, ist er nicht mehr kultivierbar oder muss so intensiv bewässert werden, dass es nicht mehr nachhaltig sein wird. Wir müssen wieder weg von der Quantität und hin zur Qualität kommen.Gemeinsam für die Gesundheit von Mensch und Umwelt: Projekt SWICA Terra Vital
Das Projekt SWICA Terra Vital umfasst die beiden Bereiche Moore und regenerative Landwirtschaft. Mit der Förderung von Moorschutzprojekten im Bereich Renaturierung und Pflege sollen diese erhalten bleiben. Gemeinsame Pflegeinsätze und Exkursionen fördern ausserdem das Wohlbefinden der Teilnehmenden. Die Bodenqualität wurde in der Schweiz lange Zeit vernachlässig und durch eine intensive Landnutzung gingen 50 bis 70 Prozent des organischen Materials verloren. Eine Folge des verminderten Humusgehalts ist eine reduzierte Fähigkeit, Wasser, Nährstoffe und CO2 zu speichern. Langfristig soll dank regenerativer Landwirtschaft eine nährstoffreiche Ernährung gefördert werden. Im Rahmen dieses Projekts werden bis zu sieben Landwirte ihren Betrieb in den nächsten drei Jahren umstellen und dabei durch den Verein Agricultura Regeneratio begleitet werden. Hier finden Sie weitere Informationen zu SWICA Terra Vital, aktuellen Natureinsätzen und Exkursionen.Mit der Natur, für die Natur
Thomas Grob (43) stellt seinen Betrieb in Urdorf seit 2019 schrittweise auf eine regenerative Landwirtschaft um. Er versucht beispielsweise bei der Gemüsezüchtung mit Mikroorganismen zu arbeiten, verfüttert Aktivkohle an seine 2100 Hühner, achtet bei seinen Pflanzen auf Biodiversität und versucht alles, was auf dem Hof entsteht, in einem organischen Kreislauf wieder zu verwenden. So gibt er beispielsweise den Hühnermist auf seine Felder, was durch die verfütterte Aktivkohle für eine bessere Düngung sorgt. Als Mitglied von Agricultura Regeneratio schätzt er vor allem den Austausch unter den Landwirten; denn jeder macht zwar andere Erfahrungen, aber jede Erkenntnis hilft weiter. grobshofladen.ch
13.08.2024 / aktuell 3-2024