Check-up:
richtig eingesetzt sehr sinnvoll
Gesundheitliche Störungen und verschiedene Krankheiten lassen sich dank gezielten Untersuchungen erkennen und behandeln. Daher ist die Vorsorge in bestimmten Fällen wichtig - unspezifische Check-ups sind aus medizinischer Sicht dagegen nicht sinnvoll.
Die Grundversicherung deckt Vorsorge- und Früherkennungsmassnahmen im Rahmen der gesetzlichen Leistungsverordnung in genau definierten Zeitabständen ab. Zusätzliche Untersuchungen zum Zweck der Vorsorge werden zum Teil von den Zusatzversicherungen wie COMPLETA PRAEVENTA und OPTIMA abgedeckt oder von den Patienten selbst bezahlt. Das Angebot ist gross und teilweise unübersichtlich. Manche Check-ups werden nur von spezialisierten Ärzten und Institutionen angeboten und erfordern je nach Versicherungsmodell eine Zuweisung durch den Hausarzt.
Bringt viel Vorsorge viel Nutzen?
«Für einen echten Check-up braucht es nicht möglichst viele Apparate oder Blutentnahmen, sondern vor allem ein ausführliches Gespräch über die eigene Situation: beruflich und privat; physisch und psychisch. Wichtig ist zudem eine umfassende Eigen- und Familienanamnese bezüglich genetischer oder verhaltenstechnischer Risikofaktoren», erklärt Silke Schmitt Oggier, ärztliche Leiterin des Telemedizinanbieters santé24. So sei die Beratung in der Arztpraxis im Hinblick auf gesundheitsschädliche Verhaltensweisen wie Rauchen, Ernährungsfehler oder Bewegungsmangel neben dem Verabreichen von Impfungen eine der beiden wichtigsten Massnahmen zur Primärprävention. Genau dafür fehle vielen Ärzten aber die Zeit, so dass manchmal apparategestützte Tests für eine Beurteilung des gesundheitlichen Zustands herhalten müssten. «Eine Person auf alle möglichen Krankheiten zu untersuchen ist trotz Spitzenmedizin weder möglich noch sinnvoll», sagt Silke Schmitt Oggier. Aufgrund von breitangelegten Studien sei bekannt, welche Menschen ein höheres Risiko für Krankheiten hätten, die in einem früheren Stadium besser behandelbar oder sogar heilbar seien.
Bestimmte Hinweise auf bestimmte Krankheiten
Solche Risiken können mit der Familiengeschichte (gehäuftes Auftreten von Diabetes oder Krebs), den körperlichen Voraussetzungen (Übergewicht, Bluthochdruck) und dem Risikoverhalten (Suchtmittel, ungeschützter Sex) zusammenhängen. Unbestritten sind Untersuchungen zur Früherkennung bestimmter Krebserkrankungen. In der Fachwelt herrscht allerdings nicht immer Konsens bezüglich der Wirksamkeit (zum Beispiel der Mammografie) und vor allem bezüglich des Risikos von Überdiagnosen (zum Beispiel beim Prostatakrebs). «Insofern sollte man sich vor einer allfälligen Check-up-Untersuchung durch eine medizinische Fachperson informieren lassen, welches die individuellen Vor- und Nachteile der jeweiligen Früherkennungsuntersuchung sein könnten», betont Silke Schmitt Oggier. «Idealerweise bei der ärztlichen Vertrauensperson, von der man schon betreut wird», fügt sie hinzu.
BENECURA-App hilft bei der medizinischen Vorsorge
Der «VorsorgeCheck» in der medizinischen App BENECURA von SWICA bietet Unterstützung: Zum einen können in Ruhe alle Fragen zur Krankengeschichte beantwortet werden, die man direkt aus der App dem Arzt verschlüsselt zukommen lassen kann. Zudem kann man auf der Basis seiner Angaben eine Empfehlung erhalten, welche Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll sind.Von SWICA empfohlene Vorsorge-Untersuchungen
SWICA empfiehlt diejenigen Vorsorge-Untersuchungen, die aktuell in internationalen Expertenkreisen als sinnvoll für die jeweilige Zielgruppe gelten und in der Schweiz vom nationalen Programm zur klinischen Prävention EviPrev erarbeitet werden. Eine Auflistung finden Sie unten:
Check-up: Vorsorge oder Früherkennung?
Laut Definition ist ein Check-up eine umfangreiche medizinische Vorsorgeuntersuchung eines symptomfreien Menschen zum Überprüfen des allgemeinen körperlichen oder auch geistigen Zustands. Als Früherkennung bezeichnet man den systematischen Einsatz verschiedener diagnostischer Verfahren zur frühzeitigen Entdeckung von Krankheiten, meistens Krebs. Orientieren Sie sich in dieser nicht abschliessenden und Änderungen unterworfenen Auflistung von möglichen und empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen (für alle Menschen, auch ohne Risikofaktoren) sowie Krebsfrüherkennungsscreenings (für alle Menschen, auch ohne Risikofaktoren).
Basis-Check-up | Ab 18 Jahren mit und ohne Risikofaktoren mündliche Befragung und Beratung zum Lebensstil sowie körperliche Untersuchung (Grösse, Gewicht, BMI), Blutdruckmessung, evtl. Blutentnahme für kleines Blutbild, bei Raucherinnen und Rauchern Rauchstopp-Beratung. Beratung zu sexuellem Verhalten und Drogenkonsum bei Risikogruppen. Ab 18 Jahren bei hellem Hauttyp und ab 25 Jahren bei erhöhter Sonnenexposition Hautkontrolle und Beratung auch hinsichtlich der Sonnenbestrahlung. |
Folge-Check-up | Ohne Risikofaktoren im Intervall von drei bis fünf Jahren. Bei Risikofaktoren nach ärztlicher Empfehlung regelmässiger. Ab 65 Jahren Bewegungsberatung bei bestehender Sturzgefahr. |
Blutfette | Ohne Risikofaktoren für Herz/Gefässkrankheiten alle fünf Jahre ab 40 Jahren bei Männern und ab 50 Jahre bzw. ab der Menopause bei Frauen. Mit Risikofaktoren (Raucherin/Raucher und/oder bei familiärem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypercholesterinämie, Bluthochdruck) ab 40 Jahren alle fünf Jahre oder bei Auffälligkeiten nach Absprache mit Ärztin/Arzt. |
Blutzucker | Alle Erwachsenen mit erhöhten Blutdruckwerten oder Übergewicht (BMI grösser als 25), ab 35 Jahren regelmässig. Bei familiärem Risiko für Diabetes und bei Frauen nach Schwangerschaftsdiabetes nach Absprache mit Ärztin/Arzt. Alle Männer ab 40 Jahren und alle Frauen ab 50 Jahren oder ab Menopause alle ein bis drei Jahre. Intervall je nach eigenen Risikofaktoren (Übergewicht, bewegungsarmer Lebensstil). |
Impfungen |
Grundimpfungen nach Schweizerischem Impfplan kontrollieren und gegebenenfalls ergänzen lassen. Impfung gegen Varizellen (wilde Blattern), wenn nicht gehabt oder bei der Basisimpfung durchgeführt. In Kürze und nicht abschliessend: Auffrischung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis zwischen 25 und 29 Jahren, in der Folge eine Impfung gegen Diphtherie und Tetanus alle 20 Jahre, ab Alter 65 alle zehn Jahre. Impfung gegen Gürtelrose ab 65 bis 79 Jahren. Grippe- und Pneumokokken-Impfung für Personen ab 65 Jahren oder früher bei Patienten mit chronischen Herz- und Lungenkrankheiten oder mit Immunschwäche bzw. nach individuellem Risiko (Immunschwäche, Beruf etc.). |
Glaukom-Screening | Empfohlen wird von SWICA eine augenärztliche Untersuchung des Augeninnendrucks, des Augenhintergrunds und des Gesichtsfelds ab 40 Jahren alle fünf Jahre oder bei Risikofaktoren nach Absprache mit Arzt/Ärztin (starke Kurzsichtigkeit, niedriger oder hoher Blutdruck, Durchblutungsprobleme, Diabetes, Kortisontherapie oder familiäres Vorkommen von Glaukom). |
Osteoporose | Eine Knochendichtemessung wird Frauen ab 50 Jahren mit Risikofaktoren (frühere Magersucht, niedriger BMI, Kortisontherapie, Nikotin-/Alkoholkonsum, häufige Knochenbrüche, Vitamin-D-Mangel) empfohlen. Ohne Risikofaktoren ab 65 Jahren nach Absprache mit Ärztin/Arzt. Bei Männern ab 65 Jahren bei unerklärten Knochenbrüchen. |
Hör- und Sehtests | Es gibt keine internationalen Empfehlungen; Sehtest empfohlen für Menschen ab 65 Jahren, Hörtest ab 50 Jahren. |
Raucherinnen / Raucher | |
Aortenaneurysma | Einmalige Ultraschall-Kontrolle ab 65 bis 75 Jahre. Exraucherinnen und Exraucher nach Rücksprache mit Hausärztin/Hausarzt. |
Frauenspezifisch | |
Schwangerschaftsvorsorge | Bei positivem Schwangerschaftstest Vorsorgeuntersuchungen nach Plan (sieben Untersuchungen bei unkomplizierter Schwangerschaft; siehe auch spezifische Impfungen in der Schwangerschaft gemäss BAG). |
Chlamydien-Screening | Alle sexuell aktiven Frauen ab 24 Jahren im Rahmen der gynäkologischen Kontrollen. Frauen ab 25 Jahren mit einem Risikofaktor für sexuell übertragbare Infektionen. Risikofaktoren: - aktuelle oder frühere sexuell übertragbare Infektionen; - Sexualpartnerinnen oder Sexualpartner, von denen bekannt ist, dass sie/er eine sexuell übertragbare Infektionen hat - neue Sexualpartnerinnen oder Sexualpartner - mehr als eine Sexualpartnerin oder Sexualpartner - unbeständiger Gebrauch von Kondomen bei Personen in einer nicht monogamen Beziehung - Sexarbeiterinnen |
Krebs-Früherkennung | |
Darmkrebs | Ohne Risikofaktoren: Darmspiegelung alle zehn Jahre zwischen 50 bis 75 Jahren oder Stuhltest (auf verstecktes Blut) alle zwei Jahre, ab 76 bis 85 Jahren nach Absprache mit Ärztin/Arzt, über 85 Jahren wird kein Screening empfohlen. Mit Risikofaktoren (Colitis ulcerosa, M. Crohn, Darmpolypen) und/oder bei familiärem Vorkommen von Darmkrebs oder Darmpolypen früher bzw. nach Absprache mit Ärztin/Arzt. Genetische Beratung und Analysen bei Erstgradverwandten mit Darmpolypen-Syndrom oder erblichem Darmkrebs. |
Prostatakrebs | Prostatakrebs-Screening durch Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) wird empfohlen zw. 50-70 Jahren nach Absprache mit der Urologin / Urologen oder Hausärztin / Hausarzt und individuell entschieden (shared decision making) Gezieltes Screening bei Männern mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs ist angezeigt, d. h. bei Männern, in deren Familie vor dem Alter von 65 Jahren Prostatakrebs aufgetreten ist (Vater, Bruder, Sohn), sowie bei Männern afroamerikanischer Herkunft. |
Brustkrebs | Zwischen 50 und 75 Jahren wird empfohlen, eine Screening-Mammografie durchzuführen, nachdem mit der Patientin die Vorteile und Risiken besprochen wurden (shared decision making). Bei familiärem Risiko (Mutter, Schwester) ab 40 Jahren alle zwei Jahre plus einmalig ein genetisches Beratungsgespräch und Analysen. Bei bekanntem Brustkrebs-Gen in der Familie jährliche Mammographie, ein genetisches Beratungsgespräch und Analysen ab 30 Jahren. Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko sollten nach fachlicher Beratung frühzeitig untersucht werden, wenn: - sie Trägerinnen des mutierten BRCA1- oder BRCA2-Gens sind - Brustkrebsfälle bei Mutter, Tochter oder Schwester vorgekommen sind - sie eine persönliche Vorgeschichte von Brustkrebs oder bestimmten Brustkrebsvorstufen haben - sie eine persönliche Vorgeschichte einer lokalen Bestrahlung haben In mehreren Kantonen gibt es Screening-Programme für Frauen zwischen 50 und 74 Jahren. Die verschiedenen Screening-Angebote pro Kanton sind auf Swiss Cancer Screening zu finden. |
Lungenkrebs | Nach Absprache mit der Lungenfachärztin/ Lungenfacharzt oder Hausärztin/Hausarzt individuell entscheiden. Untersuchung mittels Niedrig-Dosis-CT wird Raucherinnen und Rauchern zwischen 50 und 74 Jahren nach individueller Absprache mit Hausärztin/Hausarzt oder Fachärztin/Facharzt empfohlen. Exraucherinnen und Exraucher nach Absprache mit Hausärztin/Hausarzt. Eine Thorax-CT, die nur zu Screeningzwecken - d.h. ohne jegliche Symptome - durchgeführt wird, wird von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung nicht bezahlt. |
Gebärmutterhalskrebs oder andere genitale/anale, orale Krebserkrankungen (HPV) | Die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird Mädchen und Jungen zwischen 11 und 14 Jahren vor Aufnahme sexueller Aktivitäten empfohlen. Ergänzungsimpfungen sind nachholbar (15-26jährig). Zwischen 11-26 Jahren ist die Impfung für alle im Rahmen der kantonalen Impfprogramme kostenlos möglich. PAP-Abstrich bei Frauen zwischen 21 und 70 Jahren (auch geimpfte) einmal alle drei Jahre. Ab 30 Jahren freiwillig ergänzt durch einen HPVirus Test. Bei Frauen über 70 Jahren nach Absprache mit Gynäkologin/Gynäkologe. |
Hautkrebs | Die systematische Untersuchung der Haut und Schleimhäute wird Personen empfohlen: - mit mehr als 50 Muttermalen - auffälligen Hautveränderungen - bei Erstgradverwandten mit Melanom oder weissem Hautkrebs Die Häufigkeit wird individuell festgelegt nach Absprache mit Ärztin/Arzt. Personen mit Hautkrebsrisiko (s.u.) wird eine medizinische Beratung bei einer Dermatologin oder einem Dermatologen empfohlen. Hautkrebsrisiken: - Menschen mit heller Haut - Häufiger Sonnenbrand in der Vergangenheit - Persönliche oder familiäre Vorgeschichte von Hautkrebs - grosse Anzahl von Pigmentflecken am Körper - Immunschwäche (HIV, immunsuppressive Behandlung) |
Hodenkrebs | Ab 18 Jahren gelegentliche Selbstabtastung/-untersuchung. |