36 Grad und es wird noch heisser…

Bald ist wieder Sommer. Während sich die einen auf die warme Jahreszeit freuen, haben die anderen den vergangenen Rekordsommer noch nicht verdaut. In der Hitze leidet die Lebensqualität - besonders der Menschen in den Städten. Stadtplanerin Susanne Fischer erklärt, wie alle einen Beitrag zur Hitzeminderung leisten können.

Der 24. August 2023 ging als drittheissester Tag seit Aufzeichnungsbeginn in die Schweizer Geschichte ein: Unglaubliche 39,3 Grad zeigten die Thermometer in Genf an diesem Donnerstag an. Darauf folgte der heisste je gemessene September, und auch der Oktober brachte vorerst keine Abkühlung. Mitte Monat wurden in gewissen Teilen der Schweiz noch immer 28 Grad gemessen. Nun steht schon der nächste Sommer bevor – und dieser könnte noch heisser werden.

Besonders prekär ist die Situation in den Städten. Es wachsen nur wenige Bäume, der Boden ist grösstenteils versiegelt, und die vielen Gebäude verhindern eine kühlende Luftzirkulation. Man spricht von «städtischen Wärmeinseln». Nicht einmal in der Nacht kühlt es ab, weil Asphalt und Beton die durch den Tag gespeicherte Wärme in die Luft abgeben. Insbesondere diese «Tropennächte» belasten die Gesundheit.

Der Mensch ist an die Hitze nicht gewohnt. Seine Wohlfühltemperatur liegt in der Regel zwischen 18 und 25 Grad – alles darüber bedingt Verhaltensanpassungen, um nicht zu überhitzen. Einerseits passiert dies über den Schweiss, der beim Verdunsten die Haut kühlt. Andererseits wird mehr Blut direkt unter die Haut gepumpt, welches dabei Wärme an die Umgebung abgibt. Auf Dauer beansprucht dieses Kühlsystem den Kreislauf stark. Der Blutdruck sinkt, das Herz muss stärker pumpen, und durch das starke Schwitzen gehen viel Flüssigkeit und Salz verloren. In der Folge sind wir schneller erschöpft, weniger leistungsfähig, dehydriert und schlafen schlechter. Besonders für ältere Menschen ist die Hitze gefährlich, weil sie ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme oder Hitzeschläge (bei direkter Sonneneinstrahlung) haben.

Das Stadtleben im Sommer erträglicher zu gestalten, ist eine Herausforderung für die Stadtplanung. «Wie man hitzemindernd bauen kann, ist schon lange bekannt. Was sich aber in den letzten Jahren geändert hat, ist die Dringlichkeit und die Priorisierung der Hitzeminderung durch die Politik», sagt Susanne Fischer, Stadtplanerin der Stadt Basel. Alle Bauprojekte haben den Hitzeschutz auf der Agenda: Parkplätze oder breite Trottoirs müssen Bäumen weichen, versiegelte Böden werden geöffnet und neue Flachdächer, die grösser als 10 Quadratmeter sind, müssen begrünt werden. Und das zeigt Wirkung: Basel ist die Stadt mit den meisten begrünten Dächern der Schweiz. Auch temporäre Massnahmen, wie schattenspendende Baumtöpfe oder Sprühnebel an belebten Plätzen, bringen eine willkommene Abkühlung. Alle Infos, wie sich die Stadt Basel gegen die Hitze schützt, sind hier zu finden.

Und was können Privatpersonen tun? «Begrünen ist das A und O», sagt Fischer. «Am meisten bringen Bäume, die gross und alt werden und hitzeresistent sind, beispielsweise Eichen». Auch kleinere Flächen wie Vorgärten und Balkone mit Sträuchern oder Blumenkisten zu bepflanzen, kann Grosses bewirken. Und was sind die No Gos? «Steingärten und versiegelte Parkplätze tragen stark zur Überhitzung bei. Lieber setzt man auf Böden, in denen das Wasser versickern kann», lautet der Tipp der Stadtplanerin. Nebst den Böden kann man aber auch Wände und Dächer begrünen. Kletterpflanzen wie Efeu an der Hauswand können Schadstoffe in der Luft binden und das darunterliegende Gebäude kühlen. Zudem bietet eine Fassadenbegrünung Lebensraum für viele Tierarten. Alle Informationen zur Fassadenbegrünung gibt es hier.

14.05.2024 / aktuell 2-2024