Migräne: Alles andere als eine Bagatelle
Neurologische Ausfälle
Manchmal geht einem Migräne-Anfall auch eine sogenannte Aura voraus. Diese zeigt sich unter anderem in neurologischen Ausfällen wie Sehstörungen, Ohrgeräuschen oder nadelstichartigen Missempfindungen auf einer Körperseite bis hin zu Schlaganfall-Symptomen. Meist setzen 20-30 Minuten danach die Kopfschmerzen ein. «Die Ausfälle können neben den heftigen Schmerzen sehr schlimm für die Betroffenen sein», erläutert Dr. Evelyn Mauch, Neurologin bei santé24. «Gerade Symptome wie einseitige Lähmungen oder Sprechprobleme während einer Aura können sehr beängstigend für die Betroffenen sein.»
Unterschiedliche Auslöser
Doch was löst eine Migräne-Attacke eigentlich aus? «Bei manchen sind es Nüsse, bei anderen Wein oder Schokolade», so Mauch. Ob das allerdings wirklich die Ursachen sind, oder ob die Lust auf diese Lebensmittel quasi ein Vorbote der Migräne ist, ist wissenschaftlich nicht abschliessend geklärt. «Auch eine Veränderung im Tag-Nacht-Rhythmus kann eine Migräne hervorrufen: etwa wenn jemand unter der Woche jeweils um sechs Uhr aufsteht und am Wochenende bis um zehn Uhr schläft.» Individuelle Auslöser von Migräne findet man am besten mit einem Kopfschmerz-Tagebuch heraus. «Durch das Notieren von Zeit, Dauer, Art und Stärke der Schmerzen und begleitenden Faktoren lassen sich Muster erkennen und schliesslich verändern», erklärt die Neurologin.
Grosser Faktor Stress
«Klar ist aber, dass Stress ein Faktor bei Migräne ist», so Mauch. «Häufig sind gerade jene Menschen von Migräne betroffen, die sehr hohe Ansprüche an sich selbst haben.» Nach einer Migräne-Attacke setzen sich diese oft selbst unter Druck, um die Arbeit aufzuholen, die sie wegen der Attacke versäumt haben. Dies kann wiederum Migräne auslösen, und so kommen die Betroffenen praktisch nie zur Ruhe. «Eine Migräne-Attacke ist eine grosse Anstrengung für den ganzen Körper, das wird oft unterschätzt», erklärt Mauch. «Deshalb ist es wichtig, sich Zeit für die Erholung zu geben und nicht gleich wieder loszupowern.»
Soziales Leben leidet mit
Nicht zuletzt kann es für Migränikerinnen und Migräniker zu einem Problem werden, wenn sie aufgrund ihrer Symptome sozial eingeschränkt sind. «Manchmal kann Migräne auch auftauchen, wenn sich Betroffene sehr auf etwas freuen oder aufgeregt sind», führt Mauch aus. Aussenstehende verstehen dann nicht, weshalb sie nicht an dem Anlass teilnehmen, auf den sie sich doch so gefreut hatten. Die Angst vor einer nächsten Attacke kann zudem negative Auswirkungen auf das soziale Leben von Migräne-Patientinnen und -Patienten haben. Mit vorbeugenden Massnahmen, kann man die Häufigkeit der Migräne aber reduzieren und die Lebensqualität nachhaltig verbessern.
Migräne kommt häufig nicht allein…
Wenn eine Grunderkrankung mit mindestens einer weiteren, von der Grunderkrankung abgrenzbaren Erkrankung miteinhergeht, dann spricht man von einer sogenannten Komorbidität. Bei einer Migräne lässt sich diesbezüglich ein Zusammenhang mit einer Depression oder Angststörung feststellen. Kurz: Migränikerinnen und Migräniker haben ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken und umgekehrt haben Menschen mit einer Depression ein erhöhtes Risiko, an einer Migräne zu leiden.So kann man Migräne-Attacken vorbeugen
- Drei Mal pro Woche ein Entspannungsverfahren à 30 Minuten einplanen
- Drei Mal pro Woche Ausdauer- oder Krafttraining
- Pausen im Alltag einrichten
- Magnesium zur Muskelentspannung einnehmen
- Vitamin B2 für starke Nerven einnehmen
Wenn es im Kopf anfängt zu hämmern…
… kann man einen starken Kaffee trinken.
Frühere Studie besagten, dass bei einer Migräne zunächst die Gefässe verengen und dann erweitern. Man geht mittlerweile davon aus, dass die Veränderungen an den Gefässen eher eine Folge als Ursache der Migräne ist. Das im Kaffee enthaltene Koffein hilft hierbei gleichermassen aufgrund der gefässverengenden Wirkung. Manchen Betroffenen hilft es, dem Kaffee etwas Zitronensaft beizufügen, wobei dessen Wirksamkeit nicht wissenschaftlich erwiesen ist. Darüber hinaus hat Koffein auch schmerzlindernde Eigenschaften und kann Schmerzmittel verstärken. Ebenso kann es entzündliche Prozesse im Gehirn bei Migräne reduzieren.
… kann man gegebenenfalls ein Schmerzmittel einnehmen.
Wirkstoffe wie Paracetamol oder Ibuprofen können bei einer frühzeitigen Einnahme durch ihre schmerzstillenden (und bei Ibuprofen auch entzündungshemmenden) Eigenschaften für einen milderen Migräneverlauf sorgen. In der Schweiz sind auch Kombinationspräparate mit beiden Wirkstoffen erhältlich. Vor der Einnahme eines Medikaments ist die Konsultation einer Fachperson empfohlen. Bei rascher Einnahme helfen spezielle rezeptpflichtige Migräne-Medikamente wie die Gruppe der Triptane ebenfalls effizient. Grosse Fortschritte wurde in der Migränebehandlung mit den sogenannten monoklonalen Antikörpern gegen CGRP bei therapieresistenten Formen erzielt.
… soll man sich keine Sorgen machen, wenn der Alltag etwas stehen bleibt.
Migräne wird häufig durch Stress ausgelöst und ein Anfall kann unter Umständen dazu führen, dass der Alltag nicht bewältigt werden kann. Sorgen um eine stagnierende Aufgabenliste erweisen sich in diesem Zusammenhang als kontraproduktiv, da sie eine Migräne begünstigen können.
… soll man es im Nachgang in einem Kopfschmerz-Tagebuch festhalten.
Die Ursachen für eine Migräne sind genauso vielfältig und divers wie die Menschen, die darunter leiden. Ein Kopfschmerz-Tagebuch kann Betroffenen dabei helfen, Muster zu erkennen und mögliche Trigger zu vermeiden.