Wo integrierte Versorgung am meisten gebraucht wird
Studie misst Häufigkeit und Kosten von einzelnen Krankheiten
Die Ergebnisse einer neuen Studie unterstützen SWICA nun dabei, ihre Aktivitäten am richtigen Ort anzusetzen. Die SWICA-Versorgungsforschung hat zusammen mit Forschenden des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW untersucht, wie viele Personen von einzelnen Krankheiten betroffen sind und welche Kosten durch diese Krankheiten im ambulanten Bereich entstehen. Maria Trottmann, Expertin Versorgungsforschung bei SWICA und Studienautorin, erklärt, was die Ergebnisse für SWICA bedeuten.
Was bringt die Studie SWICA bzw. ihren Versicherten?
Die Studie zeigt, welche Krankheiten oder Krankheitsgruppen die grössten Gesamtkosten verursachen und – was vielleicht noch wichtiger ist – wie viele Personen betroffen sind. Im Speziellen sehen wir die hohe Last von chronischen Krankheiten. Damit schafft sie die Basis für die Weiterentwicklung in den Bereichen Prävention, Care Management und integrierte Versorgung.
Erkrankungen am Bewegungsapparat und psychische Krankheiten sind am häufigsten und am teuersten. Erstaunt Sie das?
Nein, dass von diesen Krankheiten viele Menschen betroffen sind, wussten wir auch vor der Studie. Aber die Daten schaffen eine wissenschaftliche Grundlage und geben uns die Möglichkeit, noch mehr für unsere Versicherten zu tun.
Was kann SWICA denn tun?
Bei Erkrankungen am Bewegungsapparat und psychischen Erkrankungen sind typischerweise mehrere Berufsgruppen an der Behandlung beteiligt. Ausserdem spielt das Selbstmanagement der erkrankten Person im Alltag eine wichtige Rolle. Das gilt übrigens auch für fast alle chronischen Krankheiten. Für einen guten Umgang mit der Krankheit muss interdisziplinär zusammengearbeitet und die erkrankte Person muss in die Behandlung miteinbezogen werden. Zudem braucht es einfach zugängliche, patientennahe Beratungsangebote. SWICA, santé24 und ihre Netzwerkpartner setzen sich dafür ein.
Wird SWICA entsprechend noch mehr im Bereich Prävention und integrierte Versorgung anbieten?
Langfristig wird sich SWICA in diesen Bereichen sicher noch stärker einsetzen. Dabei ist es aber weniger wichtig, möglichst viele neue Programme wie DMPs zu lancieren, sondern die bestehenden Dienstleistungen der verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens zu vernetzen und die Partner an einen Tisch zu bringen. Die Studie ist hier öffentlich zugänglich.
Dem Kostenanstieg auf der Spur
Über die Hälfte der Gesundheitsausgaben in der Schweiz fallen im ambulanten Bereich an. Offizielle Statistiken dokumentieren relativ gut, wo genau die Kosten anfallen und wer diese übernimmt. Allerdings ist kaum bekannt, wie viel die einzelnen Krankheiten kosten. SWICA und die ZHAW haben sich dieser Blackbox angenommen.Warum das für das Gesundheitssystem wichtig ist, erklärt Michael Stucki, Doktorand bei der ZHAW und Studienleiter.
Was war das Ziel der Studie?
Die Studie ist ein wichtiger Baustein, um den Grund für langfristige Kostenveränderungen – was faktisch meistens einer Kostensteigerung entspricht – herauszufinden.Können Sie demnach nun sagen, wieso das Gesundheitssystem immer teurer wird?
Nein, noch nicht. Aber die Studienergebnisse sind der Anfang dafür. Um die Veränderung zu erklären, müssen wir noch weitere Daten zu anderen Zeitpunkten analysieren.Welche Schlüsse werden Sie daraus ziehen können?
Steigen die Gesundheitskosten einfach deshalb, weil die Bevölkerung wächst und älter wird und die Krankheit darum öfter vorkommt? Oder werden verhältnismässig mehr Personen krank? Oder werden erkrankte Personen intensiver behandelt, weil es beispielsweise neue Therapiemöglichkeiten gibt? Wir hoffen, solche Fragen mit der weiteren Forschung klären zu können.
Wieso haben Sie sich bei der Datenerhebung nur auf ambulante Kosten fokussiert?
Die Kosten im ambulanten Bereich sind noch zu wenig erforscht, obwohl sie mehr als die Hälfte der Kosten im Gesundheitswesen ausmachen.