Höhere Mindestfranchise: Befreiungsschlag oder Schnapsidee?

Seit 20 Jahren beträgt die Mindestfranchise in der obligatorischen Krankenversicherung unverändert 300 Franken. Nun will das Parlament, dass dieser Betrag regelmässig angepasst wird – eine Idee, die auch der Bundesrat unterstützt. Ob diese Massnahme die Prämien entlastet oder die Gesundheitskosten weiter ansteigen lässt, ist umstritten.

Wer sich über hohe Krankenversicherungsprämien ärgert, hat einige Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Die wirksamste Massnahme ist eine Erhöhung der Franchise – also jenes Betrags, den man jährlich aus dem eigenen Portemonnaie zahlen muss, bevor die Grundversicherung zum Zug kommt. Je höher die Franchise, desto tiefer die Prämie. Dabei haben Versicherte in der Schweiz die Wahl zwischen sechs Abstufungen: von der Mindestfranchise bei 300 Franken bis zur Höchstfranchise bei 2500 Franken.

Eine tiefe Franchise wählt mit Vorteil, wer erfahrungsgemäss hohe jährliche Gesundheitskosten hat. Oder ist es genau umgekehrt? Lädt eine tiefe Franchise dazu ein, unbedarft Gesundheitsleistungen zu konsumieren? Diese Vermutung steht hinter der politischen Forderung, die Mindestfranchise zu erhöhen, zum Beispiel auf 500 Franken. Die Kompetenz zu einer solchen Anpassung liegt beim Bundesrat, der jedoch seit 2004 keinen Gebrauch davon gemacht hat.

Vertreterinnen der SVP haben im Parlament erfolgreich zwei Motionen eingebracht, die den Bundesrat zum Handeln aufzufordern. Die Mindestfranchise soll künftig regelmässig angepasst werden, um die Eigenverantwortung der Versicherten zu stärken. Beim Bundesrat stösst die Idee auf Zustimmung, während die linken Parteien sie heftig kritisieren. Unter anderem wird befürchtet, dass Personen mit wenig Geld auch in dringenden Fällen auf einen Arztbesuch verzichten, um die Franchise nicht bezahlen zu müssen – wodurch hohe Folgekosten entstehen können. Hingegen dürfte die durchschnittliche Jahresprämie für erwachsene Personen gemäss Berechnungen der Helsana um 160 Franken sinken, wenn die Mindestfranchise auf 500 Franken erhöht wird. Fakt ist: Auch ohne Zutun des Gesetzgebers entscheiden sich immer mehr Menschen für die maximale Franchise von 2500 Franken.

«Die Mindestfranchise von 300 Franken soll nach 20 Jahren den realen Gegebenheiten angepasst werden, um einen weiteren kostendämpfenden Beitrag zu leisten. Mit dieser Anpassung steigern wir die Eigenverantwortung und entlasten die Prämien aller Versicherten.»

Diana Gutjahr

Diana Gutjahr
Nationalrätin SVP

«Die Erhöhung der Mindestfranchise ist eine zusätzliche Kostenabwälzung auf die Versicherten, trifft die Verletzlichsten am stärksten und führt zur Entsolidarisierung, denn insbesondere chronisch Kranke, ältere und ärmere Menschen wählen die Mindestfranchise.»

Barbara Gysi

Barbara Gysi
Nationalrätin SP

«Angesichts der steigenden Gesundheitskosten ist eine Erhöhung der Mindestfranchise angezeigt. Sie kann einen Beitrag zur Kostendämpfung leisten, da sie die Selbstverantwortung der Patientinnen und Patienten stärkt.»

Regine Sauter

Regine Sauter
Nationalrätin FDP

«Die Erhöhung der Mindestfranchise verspricht nur ein geringes Sparpotenzial von etwa sechs Franken pro Monat pro Person. Sollten chronisch Erkrankte deswegen auf medizinisch notwendige Behandlungen verzichten, ist das heikel und kann sehr teuer werden.»

Simon Wieser

Simon Wieser
Professor für Gesundheitsökonomie

18.03.2025 / 1-2025

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