Übertragbare Krankheiten
Coronaviren sind im Anmarsch, die Grippe hält sich noch zurück
Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, steigt die Anzahl hustender und niesender Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Unsicherheit, ob jemand an Influenza oder Corona erkrankt ist, bleibt ohne Tests bestehen. Eine generelle Impf- oder Maskenpflicht gibt es nicht mehr. Soll man sich nun impfen lassen, eine Maske tragen bei Verdacht oder gar nicht schützen?
Wer sich am Arbeitsplatz, in der Schule oder im privaten Umfeld umhört, kommt seit einigen Wochen nicht mehr um das Coronavirus herum. Auch wenn die Testzahlen wenig aussagekräftig sind, da seit Anfang Jahr keine Gratistests mehr angeboten werden, nehmen Infektionen durch Coronaviren zu.
So sieht die aktuelle Corona-Lage aus
Im Auftrag des Bundes werden in 14 Kläranlagen Virenfragmente analysiert, wobei die Viruslast gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) tendenziell ansteigt. Auch die Anzahl Erstkonsultationen von Patientinnen und Patienten mit einer akuten respiratorischen Infektion – also Atemwegsinfektionen – hat seit Ende Oktober den Vorjahresstand überholt. Vor allem die Kantone Tessin und Graubünden weisen hohe Zahlen auf, wobei meist die 30- bis 65-Jährigen betroffen sind (Stand 14.11.2023). Bei den ambulanten Konsultationen wird am häufigsten Covid-19 nachgewiesen, vor Rhinoviren und anderen respiratorischen Viren.
Dafür scheint die Grippewelle die Schweiz noch nicht überrollt zu haben, einzig die Zentralschweiz weist einen Anstieg an laborbestätigten Influenzafällen auf. Silke Schmitt Oggier, Chefärztin Telemedizin von santé24, bestätigt: «Alle Viren, die Luftwegsinfekte oder Erkältungen auslösen, haben gerade Hochsaison und Covid-19 mischt kräftig mit. Die Anzahl Hospitalisationen sind deswegen momentan sogar steigend. Das besonders bei Kleinkindern gefürchtete RSV-Virus wie auch das Grippevirus haben sich in der Bevölkerung bisher kaum verbreitet und deshalb zu einer geringen Anzahl Hospitalisationen geführt.»
Grippe ist nicht gleich Erkältung
Rhino- und andere Atemwegsviren lösen in den meisten Fällen einen grippalen Infekt (Erkältung) aus, mit Symptomen wie Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit oder Bindehautentzündung. Sie können teils sogar zu Atemwegserkrankungen wie Bronchitis führen. Für die Grippe sind hingegen Influenzaviren vom Typ A und B verantwortlich.
Gegen Erkältungsviren gibt es keinen Impfstoff, da sich die Viren ständig verändern, gegen eine Grippe und Corona jedoch schon. Die Impfthematik ist komplex und mit der Coronapandemie nicht gerade leichter geworden. Gerade wenn das ganze Umfeld hustet, niest und kränkelt und die Krankheitszahlen steigen, kommt oft eine gewisse Unsicherheit auf. Impfen oder nicht, Maske auf oder nur bei Krankheit?
Die aktuellen Empfehlungen zu Covid-19
Das BAG hat zusammen mit der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) eine Empfehlung für eine Impfung gegen Covid-19 herausgegeben. So wird besonders gefährdeten Personen über 16 Jahren zu einer einzelnen Auffrischungs- bzw. Booster-Impfung geraten, wenn die letzte Impfung oder Covid-Infektion länger als sechs Monate zurückliegt. Bisher ungeimpfte Risikopersonen benötigen mehrere Impfungen, um geschützt zu sein. Zu den besonders gefährdeten Personen gehören Menschen über 65 Jahren, mit Vorerkrankungen (inkl. Schwangere mit Vorerkrankungen) und mit Trisomie 21. Allen anderen empfiehlt das BAG keine erneute Impfung, da Personen ohne Risikofaktoren kaum schwer an den momentan zirkulierenden Covid-19-Varianten erkranken. Bei schwangeren Frauen ohne Risikofaktoren soll individuell abgewogen werden, ob eine erneute Impfung aus medizinischer Sicht Sinn macht. «Bei älteren Menschen und bei Menschen mit schweren chronischen Grunderkrankungen ist es hingegen sinnvoll, sich mit einer erneuten Impfung gegen Covid-19 und die Grippe zu schützen. Gerade bei dieser vulnerablen Personengruppen kann eine Infektion mit dem einen, dem anderen oder mit beiden Viren zusammen gefährlich werden», ergänzt Silke Schmitt Oggier.
Masken schützen vor Tröpfcheninfektionen
Und wie kann man sich vor Covid-19, der Grippe oder einer Erkältung schützen? «Erkältungs- und auch Influenzaviren werden durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen, also im engen Kontakt mit Mitmenschen, beispielsweise durch Niesen, Husten oder Schnäuzen. Coronaviren verbreiten sich in der ganzen Luft, besonders gut in Innenräumen, wo sich viele Menschen aufhalten. Sie sind deshalb noch ansteckender», warnt die Chefärztin. Gegen eine Übertragung kann nach wie vor eine Schutzmaske helfen. Personen mit einem grösseren Schutzbedürfnis oder mit einem erhöhten Übertragungsrisiko empfiehlt das BAG eine FFP2- oder FFP3-Maske zu tragen. «Masken schützen – das gilt auch für Menschen mit Erkältungssymptomen. Wer trotz Erkältungssymptomen unter Menschen muss, kann andere durch das Tragen einer Maske schützen. Tröpfcheninfektionen durch Erkältungs- oder Grippeviren können dadurch fast vollständig verhindert werden. Auch Coronaviren verbreiten sich so deutlich weniger», weiss Silke Schmitt Oggier. Zudem empfiehlt sie gefährdeten Personengruppen, sich zusätzlich zur Impfung aktiv durch das Tragen einer Maske vor einer Ansteckung zu schützen. Denn für nicht gefährdete Personengruppen mit intaktem Immunsystem seien Erkältungen, die Grippe und mittlerweile auch eine Covid-Infektion zwar lästig, insbesondere weil sie mehrere Tage andauern können. Normalerweise sei dies aber nicht bedrohlich und könne sogar hilfreich sein, um das Immunsystem zu stärken.
Grippe-Ticker von SWICA
Während der Grippesaison veröffentlicht SWICA immer mittwochs den wöchentlichen Grippe-Ticker und informiert über die aktuelle Lage. Die Informationen stammen vom Infoportal übertragbare Krankheiten des BAG und basieren auf Zahlen des Sentinella-Erhebungssystems, obligatorischen Meldesystems und Abwassermonitorings.