Massagen gegen Stress
«Die meisten körperlichen Beschwerden haben einen mentalen Ursprung»
Eine Massage vermag Spannungen zu lösen. Nicht nur physische, sondern auch psychische: Stress, Sorgen und Ängste lassen sich durch gezielte Berührungen lindern. Masseurin Daniela Zaugg schildert im Interview mit SWICA, warum massieren auch Kopfsache ist, was das Nervensystem mit Faszien und Säbelzahntigern zu tun hat und wie Verspannungen mit Gedanken gelöst werden.
Daniela Zaugg, eine Massage wirkt entspannend – aber auch aufhellend und befreiend. Warum ist das so?
Das hat mit den Effekten auf das Nervensystem und mit den Faszien, welche unsere Muskeln und Knochen zusammenhalten, zu tun. Emotionen haben einen Einfluss auf eben diese Faszien. Sie verkleben sich, wenn wir beispielsweise gestresst sind. Durch die gezielte Behandlung am Körper werden diese physischen Blockaden gelöst – indirekt wird dadurch das Nervensystem heruntergefahren. Darüber hinaus wird bei einer Massage das Glückshormon Endorphin freigesetzt. Stress wird reduziert und wir beruhigen uns.
Verspannungen sind also auch Sache unserer Gedanken?
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten körperlichen Beschwerden – äusserliche Einflüsse natürlich ausgeschlossen – mentalen Ursprungs sind. Die psychische Reaktion auf einen bestimmten Umstand hat fast immer einen Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Eine typische Bürosituation: Wer gestresst ist, verkrampft sich und sitzt angespannt am Arbeitsplatz. Eine Lösung wäre, dem Umstand mental entgegenzuwirken und einen Selbstheilungsprozess in Gang zu setzen. Konkret in diesem Beispiel wäre es hilfreich zu erkennen, dass man nicht wegen der vielen Arbeit verspannt ist, sondern wie man mental auf die Arbeitslast reagiert.
Wenn unsere Gedanken Verspannungen verursachen, heisst das im Umkehrschluss, dass sie sie auch lösen können?
Absolut. Das erlebe ich selbst regelmässig bei meinen Patientinnen und Patienten. Nur schon durch die Terminbuchung und den Entscheid, sich etwas Gutes zu tun, wird dem Körper ein Signal gegeben, dass er sich entspannen darf. Zudem zeigt es sich auch in meinen Life Coachings regelmässig, dass sich über das Lösen von mentalen Blockaden auch der Körper entspannt.
Gibt es Methoden, um diese Selbstheilung zu lernen und bewusst zu steuern?
Meditationen sind ein gutes Werkzeug. Sich morgens fünf Minuten Zeit nehmen, bewusst im Tag ankommen und mit positiven Gedanken starten, kann bereits helfen. Atemtechniken und auch Tapping auf Akkupressurpunkten, die sogenannte Emotional Freedom Technique, wirken ebenfalls beruhigend auf das Nervensystem und können blockierende Gedanken lösen. Zudem sind Yoga- oder Pilates-Übungen hilfreich. Man muss dazu kein Profi sein, vieles davon kann man mit einfachen Anwendungen alleine zuhause machen.
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten körperlichen Beschwerden – äusserliche Einflüsse natürlich ausgeschlossen – mentalen Ursprungs sind. Daniela Zaugg, diplomierte Gesundheitsmasseurin
Wie macht sich ein gestresstes Nervensystem bemerkbar?
Das unwillkürliche, vegetative Nervensystem – der Sympathikus – sorgt dafür, dass wir in bedrohlichen Situationen überlebenswichtigen Stress verspüren. Wenn Höhlenmenschen einem Säbelzahntiger gegenüberstanden, aktivierte sich der Sympathikus: Anspannung, Stress-Hormone auf Hochtouren, reduzierte Verdauung und hoher Blutdruck.
Und wie sieht es in der modernen Gesellschaft aus?
Der Sympathikus funktioniert noch immer gleich. Unser Körper ist in der Evolution stehengeblieben, die Welt hat sich viel zu schnell verändert. Wir sind anderen Stressfaktoren ausgeliefert, E-Mails sind die neuen Säbelzahntiger: Eine Nachricht poppt auf und unser erster Gedanke ist, dass etwas von uns gefordert wird und wir reagieren müssen.
Neben Stressreduktion: Können Massagen auch ernsthafte, depressive Verstimmungen lösen?
Eine Depression setzt Betroffene körperlich und psychisch zurück, weil die Aussenwirkung zu viel wird. Eine Massage kann den Körper und das Nervensystem insofern beruhigen, dass sie Reize von aussen wieder aufnehmen können – zumindest bei leichteren Fällen. Ist jemand jedoch in klinischer Behandlung oder in einer schweren Depressionsphase und der Körper komplett heruntergefahren, kann eine Massage allenfalls zu viel sein. Auch bei der Kombination Antidepressiva und Massagen ist Vorsicht geboten. Erstere beeinflussen den Stoffwechsel – eine Massage kann unter Umständen negative Effekte, beispielsweise an den Lymphknoten, begünstigen. Daher sollte immer eine vorgängige Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen.
Bei einer Massage wird mit Berührungen gearbeitet – wie ist deren Effekt?
Während Berührungen entsteht über Sensoren in unserer Haut ein entspannender Effekt. Das geschieht dann, wenn uns die andere Person sympathisch ist – Vertrauen ist essenziell. Man kennt das auch von guten Freundinnen und Freunden: Je länger man sich umarmt, desto wohler fühlt man sich, weil Glückshormone ausgeschüttet werden. Bei Massagen funktioniert das ähnlich.
Welche Massnahmen treffen Sie, wenn sich eine Patientin oder ein Patient bei Ihnen nicht wohl fühlt?
Ein Massagetermin ist eigentlich eine komisch Sache: Man geht zu einem fremden Menschen und als erstes zieht man sich aus. Dass Patientinnen und Patienten bei ihren ersten Terminen teilweise unsicher sind, ist verständlich. Um dem entgegenzuwirken, versuche ich in Vorgesprächen Sympathie herzustellen. Ich will erst den Menschen kennenlernen, bevor ich ihn massiere: Warum ist er hier? Was ist seine Geschichte? Es ist mir jedoch auch wichtig, von meinen Behandlungsmethoden zu erzählen, damit die Patientinnen und Patienten wissen, was sie erwartet.
Wie ordnen Sie die räumliche Einrichtung, die Empathie der massierenden Person und dergleichen bei einer Massage ein?
Wenn ein Raum nicht passend eingerichtet ist, störende Musik läuft und es zwischenmenschlich nicht funktioniert, dann entsteht bei der Patientin oder dem Patienten eine Zurückhaltung. Es herrscht kein Vertrauen und somit auch keine Entspannung. Wenn das Setting jedoch passt, dann hat das eine positive Auswirkung auf den Geist und den Körper.
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