Fabian Ringwald, Leiter Informatik (CIO) bei SWICA, im Interview
«Eine hierarchische Führungskultur würde bei uns nicht funktionieren»
Ein passionierter Digitalisierer, der durch Technologie mehr Nähe zu Versicherten und Mitarbeitenden herstellen möchte: Fabian Ringwald ist Leiter Informatik (CIO) bei SWICA. Im Interview erzählt er, wo die Krankenversicherung bei der digitalen Transformation steht und welche Technologie er in fünf Jahren an der Spitze der Gesundheitsbranche sieht.
Wie viele E-Mails erhältst du täglich?
Etwa 200. Meine Devise lautet: Wichtiges kommt wieder. Wenn mein Postfach also überquillt, arbeite ich zunächst das neueste Drittel der E-Mails ab. Meist hat sich der Rest bis dann erledigt oder ich erhalte eine Erinnerung.
Wo steht SWICA bei der digitalen Transformation?
Digitale Transformation ist mehr als nur digitalisieren. Sie richtet Prozesse neu aus und verändert das Geschäftsmodell so, dass es funktioniert. Wir arbeiten an den Themen Journey to Cloud, Datensicherheit und Datendemokratisierung. Awards, die wir dafür erhalten haben, zeigen, dass wir gut voran kommen. Auch Vergleichsstudien zeichnen unser Vorgehen aus.
Was sind dabei konkrete Herausforderungen und wie meisterst du diese?
Wir arbeiten gerade an etwa 80 verschiedenen Projekten mit hohem Anteil an IT-Themen. Das sind sehr viele Projekte für die Grösse von SWICA. Dahinter stehen viele berechtigte Bedürfnisse und Entwicklungen für unsere Versicherten wie auch für unsere Mitarbeitenden oder zur Optimierung unserer Prozesse. Um dabei möglichst vielen Bedürfnissen gerecht zu werden, gehen wir diese Projekte gleichzeitig an. Das birgt das Risiko, dass einige Projekte zurückstecken müssen, doch so können wir insgesamt mehr Projekte erfolgreich realisieren und unsere Entwicklung schneller vorantreiben. Daneben ist natürlich ein langfristig stabiler IT-Betrieb sehr wichtig, um die digitale Transformation zu schaffen. Die Projekte von heute leisten auch einen Beitrag für die Betriebsstabilität der Zukunft.
Informatikerinnen und Informatiker arbeiten effizient, weil sie die Fähigkeit gemeistert haben, möglichst smart faul zu sein. Fabian Ringwald ist Leiter Informatik (CIO) bei SWICA
Was für ein Team hast du dafür?
Unser Team bringt eine gute Mischung an Business- und fundiertem Technologiewissen mit. Gibt es Probleme, suchen die Verantwortlichen jeweils direkt miteinander Lösungen. Mein Job ist es, die Menschen zusammenzubringen, die das können. Eine hierarchische Führungskultur würde bei uns nicht funktionieren.
Fachkräfte für den Technologiesektor anzuwerben und zu halten ist sehr schwierig. Welche IT-Fachkräfte sucht SWICA besonders?
Wir haben grossen Bedarf in den Bereichen Business-Analyse und Engineering sowie rund um das Thema Cloud, also in den Bereichen Architektur sowie in strategischer Hinsicht. Wir haben aber auch Operations-Stellen offen und benötigen sehr spezifische Fähigkeiten, zum Beispiel, um unser Kernsystem zu parametrisieren. Und natürlich sind auch wir auf der Suche nach Security-Spezialistinnen und Spezialisten. Auf unserer Website geben Mitarbeitende Einblick in ihre Tätigkeit und erzählen von den Vorteilen, die SWICA als Arbeitgeber bietet.
Welche Technologie wird die Gesundheitsbranche in den nächsten fünf Jahren am meisten beeinflussen?
Ich denke, der umfassende Einsatz von Cloud-Technologien wird die Gesundheitsbranche in Zukunft stark verändern. Durch die Cloud lassen sich etwa im Bereich der Telemedizin Lösungen für eine moderne und bessere medizinische Versorgung realisieren. Wir haben bereits erste Schritte in diese Richtung gemacht. Der Schutz unserer sehr sensiblen Kundendaten steht aber im Vordergrund. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden, um trotzdem in grossem Ausmass von der Cloud profitieren zu können. Das muss aber alles wohlüberlegt angegangen werden.
Die IT-Welt entwickelt sich stetig und rasch weiter. Wie hältst damit Schritt?
Man kann nicht überall eine Vorreiterrolle einnehmen, sondern konzentriert sich auf diejenigen Bereiche, in denen wir den grössten Nutzen für unsere Versicherten oder auch für uns als Unternehmen vermuten. Dabei gilt: Informatikerinnen und Informatiker arbeiten effizient, weil sie die Fähigkeit gemeistert haben, möglichst smart faul zu sein und sich darin zu üben, ein Problem oder eine Herausforderung schnell einschätzen und passende Massnahmen dazu ableiten zu können. Das kann zu mehr Automatisierung oder einer gesteigerten Standardisierung und damit zu mehr Freiräumen für die Arbeit an weiteren Themen und Lösungen führen. Insgesamt helfen dabei die Werkzeuge der MINT-Disziplinen, um sich in der Komplexität des Fachs fokussieren zu können.
09.01.2023