Hebamme Irina Voutsis spricht über ihren Traumberuf
«Ich erlebe die bewegendsten Momente werdender Mütter mit»

Irina Voutsis befindet sich in der Ausbildung zur Hebamme. Der Beruf ist für sie ein Privileg. «Die Arbeit ist sinnstiftend und extrem bereichernd», erzählt die 26-jährige Studentin aus Zürich. Im SWICA-Interview spricht die angehende Fachfrau auch über den Fachkräftemangel in der Branche und ihre Ausbildung. SWICA macht sich für Hebammen stark und unterstützt das Geburtshaus Winterthur als Sponsor.

Irina Voutsis, am 5. Mai ist internationaler Hebammentag. Fachkräfte nutzen den Tag, um auf die unzureichende Versorgung mit Hebammenhilfe weltweit aufmerksam zu machen. Auch in der Schweiz wird der Bedarf an Hebammen zurzeit nicht gedeckt. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Die Attraktivität des Berufs könnte zunehmen, wenn sich die Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem allgemein ändern würden. Denn für viele sind unregelmässige Arbeitszeiten inakzeptabel. Ausserdem wird in der Gesellschaft nicht anerkannt, wie anstrengend und zehrend der Beruf teilweise sein kann, was sich zum Beispiel im Lohnniveau widerspiegelt. Insgesamt sollte in diesem Beruf mehr für die Work-Life-Balance, sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unternommen werden. Es werden relativ häufig Überstunden gemacht, oft können die geplanten Pausen nicht eingehalten werden und es wird im Schichtbetrieb gearbeitet. Das kann zu sehr belastenden Situationen führen.

Was hat Sie dazu bewogen, Hebamme zu werden und was ist das Faszinierende an diesem Beruf?

Ich war schon früh an medizinischen Themen interessiert. Meine Mutter ist Ärztin. Zuhause habe ich viel über das Gesundheitswesen gehört. Deshalb habe ich zunächst eine Lehre als Drogistin absolviert. Als Hebamme arbeitet man vorwiegend mit jungen und gesunden Frauen. Man geht eine spezielle Beziehung zu den Familien ein. Diese kommen für ein schönes Ereignis ins Spital, an denen man als Hebamme grossen Anteil nimmt. Man erlebt einen der intimsten und bewegendsten Momente im Leben dieser Menschen mit. Das empfinde ich als wahres Privileg. 

Es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, die sinnstiftend ist. Man arbeitet viel im Team und interprofessionell, gleichzeitig hat man aber auch eine grosse Verantwortung und kann selbständig die anfallenden Aufgaben erledigen. Wenn man die Frauen schon in der Schwangerschaft begleitet und auch nach der Geburt das Wochenbett betreut, entsteht eine starke Bindung, die sehr schön ist.

Welche Voraussetzungen muss man für den Beruf mitbringen?

Meines Erachtens muss eine Hebamme empathisch und verantwortungsbewusst sein und eine gute Portion Geduld mitbringen. Ausserdem sollte sie kommunikativ sein und sich für medizinischen Themen interessieren.

Wie ist die Ausbildung aufgebaut?

Der Bachelor-Studiengang an der ZHAW in Winterthur besteht aus sechs Semestern mit einem anschliessenden Praktikumsjahr. Insgesamt dauert das Vollzeitstudium also vier Jahre. Ich befinde mich im sechsten Semesters, die Bachelorarbeit gebe ich im Mai 2023 ab. Zwei von drei Praktika habe ich im Gebärsaal eines Spitals absolviert, das dritte auf der Wochenbettstation eines Spitals. Hier lernt man auch die möglichen pathologischen Aspekte von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett kennen. In der Zusammenarbeit mit den anderen Spezialisten erfährt man im Spitalsetting auch die Grenzen der eigenen Kompetenzen. 

Zur Erweiterung meines Hebammenwissens könnte ich an der ZHAW noch einen Master of Science Hebamme absolvieren. Dieser ist ausgerichtet auf den steigenden Bedarf an hochqualifizierten Hebammen mit erweiterten Kompetenzen und vertiefter Expertise. Der Abschluss ist international anerkannt und eröffnet den Weg zum Doktorat an Universitäten im In- und Ausland. 

Weshalb ist die Ausbildung so wichtig?

Hebammen betreuen Frauen und Familien in den prägenden Lebensphasen von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit: Sie beraten während der Schwangerschaft, leiten die Geburt und betreuen Eltern und Neugeborene auch im Wochenbett und während der Stillzeit. Sie können selbstständig oder als Angestellte arbeiten. Für die vielfältigen, komplexen und verantwortungsvollen Aufgaben braucht es eine entsprechende Ausbildung. Die gebärenden Frauen profitieren vom theoretischen und praktischen Hebammenwissen. Die Theorie fliesst in die Praxis ein und umgekehrt, sie befruchten sich gegenseitig. Das Gesundheitssystem wird zudem entlastet, Stichwort Ärztemangel.

Ich erhalte von Gleichaltrigen stets ein positives Feedback, wenn ich über meine Berufswahl spreche. Meistens reagieren sie überrascht und beeindruckt. Viele stellen sich den Beruf herausfordernd, aber auch schön vor. Gerade Leute, die selber Kinder haben und dadurch bereits mit Hebammen in Kontakt kamen, sagen, dass die Hebamme sehr wichtig für sie war und äussern Respekt vor diesem Beruf, so nach dem Motto «Hut ab, dass du das machst!» 

Zwischen dem Geburtshaus Winterthur, das seine Tore Ende August 2023 öffnet, und dem Institut für Hebammen der ZHAW wird eine enge Zusammenarbeit geplant, um Synergien zwischen Theorie und Praxis rund um das Thema Mutterschaft zu schaffen. Ist das ein Thema bei den Studierenden?

Ja, ich habe auch schon davon gehört und mich mit einem kleinen Beitrag am Crowdfunding für das Geburtshaus beteiligt. Für uns Studierende der ZHAW wäre es schön, wenn das Geburtshaus in Zukunft einen Praktikumsplatz, idealerweise für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, einrichten würde.

04.05.2023

Gesundheitsservices

Schwangerschaft und Mutterschaft: Rundum gut betreut mit SWICA

SWICA unterstützt als Sponsor das Geburtshaus Winterthur und damit eine umfassende gesundheitliche Infrastruktur am Ort ihres Hauptsitzes. Mit einem optimalen Rundum-Paket sorgt die Gesundheitsorganisation dafür, dass Mutter und Kind die Schwangerschaft geniessen können und optimal in den neuen Lebensabschnitt starten: Mutterschaft

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