Humor-Report
Wie beeinflusst Humor unsere Gesundheit?
Die Bedeutung von Humor für unser tägliches Leben ist immens. Eine aktuelle Befragung von Marketagent Schweiz zeigt: 99 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind der Meinung, dass Humor einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat. Dr. Evelyn Mauch, Neurologin und leitende Ärztin bei santé24, ordnet die Studienergebnisse aus medizinischer Sicht ein.
Da verwundert es nicht, dass sich 78 Prozent der Bevölkerung – vor allem der 20 bis 29-Jährigen ‒ mehr Humor in ihrem Leben wünschen. Insbesondere auf der Arbeit dürfe es ab und zu etwas lustiger zugehen. «Das grösste Humor-Potenzial liegt direkt vor unseren Füssen: in unserem Alltag. Gemäss unseren Umfrageergebnissen bringt uns vor allem Situationskomik (59 %), aber auch Wortwitz und Sarkasmus beziehungsweise Ironie (je 55 %) zum Lachen. Die Hälfte der Bevölkerung – vor allem Männer ‒ hat ausserdem Freude an schwarzem Humor», fasst Cornelia Eck einige Erkenntnisse zusammen.
Im Interview ordnet Dr. Evelyn Mauch, Neurologin und leitende Ärztin bei santé24, die Studienergebnisse aus medizinischer Sicht ein.
Evelyn, Lachen ist die beste Medizin, heisst es im Volksmund. Gemäss der vorliegenden Studie ist die Schweizer Bevölkerung der Meinung, dass Humor einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat. Lässt sich diese Wirkung auch medizinisch nachweisen?
Prinzipiell lässt sich festhalten, dass der Körper durch Lachen entspannt. Der Stresslevel und damit der Kortisolspiegel sinken und das Immunsystem wird angeregt. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Ein weiterer positiver Effekt: Die zelluläre Immunabwehr steigt. Dadurch können Krankheitserreger besser abgewehrt werden. Bei hohem Stresslevel ist die Abwehr niedriger.
Lachen und Humor gehören zusammen, sind aber nicht das gleiche. Was passiert im Hirn, wenn wir lachen?
Ganz vieles und der Stirnlappen spielt dabei eine zentrale Rolle. Er ist dafür zuständig, dass wir eine Situation überhaupt als lustig erkennen, sorgt aber auch dafür, dass wir nicht enthemmt sind und in Situationen losprusten, in denen es gar nicht angebracht ist. Auch das limbische System, in dem die Emotionsverarbeitung passiert, ist wichtig. Zudem wird beim Lachen der Nervenbotenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dopamin, im Volksmund als Glückshormon bekannt, dient der Kommunikation der Nervenzellen untereinander und kann positive Gefühle auslösen.
Während Lachen eine körperliche Reaktion beziehungsweise ein Reflex ist, den wir nur bedingt steuern können, kann Humor dazu beitragen, negative Situationen aus einem anderen, positiveren Blickwinkel zu betrachten. Prinzipiell kann man sagen, dass Humor die kognitive Komponente ist, die uns Dinge überhaupt als lustig wahrnehmen lässt, woraufhin erst das Lachen einsetzen kann.
Warum ist Lachen gesund und was für Auswirkungen auf Körper und Geist hat es sonst noch?
Lachen ist etwas Vergnügliches und regt unser Emotionszentrum an. Es aktiviert viele Muskeln im Gesicht und im ganzen Körper und wirkt wie eine Massage fürs Gehirn. Zentral ist aber der Stressabbau, der durch Lachen ausgelöst wird: Die freigesetzten Endorphine sorgen für Entspannung.
Zudem hat Lachen auch einen positiven Effekt auf das Herz. Die Gefässe weiten sich und der Blutdruck sinkt. Bei Schmerzen sorgt Lachen für Entspannung: Wer trotz Schmerzen lacht, nimmt diesen weniger stark wahr. Im weitesten Sinne kann Lachen sogar den Schlaf positiv beeinflussen. Denn wer öfter lacht und den Fokus bewusst auf Lustiges lenkt, hat einen niedrigeren Stresslevel, ist entspannter und schläft dadurch besser. Und schliesslich ist Lachen einfach menschlich und verbindend. Gemeinsam lachen schafft Vertrauen und stärkt zwischenmenschliche Beziehungen.
Über die Hälfte der Befragten, die gerne mehr Humor in ihrem Leben hätten, wünscht sich dies vor allem im Berufsleben (57 %) und in der Familie (52 %). Was hältst du von Lachtherapien gegen Depressionen?
Eine Lachtherapie macht man in der Regel in der Gruppe. Deshalb kommt wieder das sozial Verbindende zum Tragen. Gerade bei Depressionen, die oft mit einer starken Rückzugstendenz einhergehen, ist dies besonders wichtig. Im Gegensatz zu Selbsthilfegruppen ist bei einer Lachtherapie nicht das Leid das Verbindende, sondern das Lustige. Die Teilnehmenden erhalten bei dieser Therapieform auch wertvolle Werkzeuge für den Alltag ‒ ganz ohne Nebenwirkungen. Den Effekt, dass der Körper nicht gross zwischen echtem Lachen und künstlichem Lachen unterscheidet, macht man sich hierbei zunutze.
«Lachen ist etwas Vergnügliches [...] und wirkt wie eine Massage fürs Gehirn.» Dr. Evelyn Mauch, leitende Ärztin bei santé24
Was würdest du Menschen empfehlen, um mehr Humor in ihr Leben zu bringen?
Ideal wäre es, in einen Grundzustand zu kommen, in dem es gar nicht viel braucht, bis man lacht. Anstatt sich über Kleinigkeiten zu ärgern, sollte man offen sein für Lustiges, das gerade im Alltag passiert. Man kann sich zum Beispiel konkret vornehmen, drei humorvolle Begebenheit pro Tag zu notieren. So lenkt man den Blick automatisch auf das Positive. Oder man führt sich die tägliche Dosis Humor bewusst zu, indem man zum Beispiel seinen Lieblingssketch auf dem Smartphone anschaut zum Start in den Tag.
Was braucht unser Hirn generell, um langfristig gesund zu bleiben?
Möglichst wenig Stress ist absolut zentral. Es ist ja so, dass sich der Körper an alles gewöhnt: Hat jemand generell einen hohen Stresslevel, so findet der Körper das mit der Zeit normal. Ein hoher Stresslevel ist aber auf Dauer ein grosser Risikofaktor für das Herz und lässt den Blutdruck steigen. Ein dauerhaft hoher Blutdruck kann wiederum gefährlich sein für das Gehirn,. Neben Stressreduktion ist auch genügend Schlaf und die Pflege von sozialen Kontakten und Freundschaften von grosser Bedeutung für die Hirngesundheit. Und immer interessiert am Leben und an Neuem bleiben!
Der Humor-Report von Marketagent Schweiz
Das auf Online-Befragungen spezialisierte Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent Schweiz hat vom 30. Januar bis zum 12. Februar 2024 insgesamt 1'037 Personen im Alter von 14 bis 74 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz zu ihrer Einstellung zu Humor befragt. Die vollständigen Resultate des Humor-Reports finden Sie hier.
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