Alternative Therapieformen
Komplementärmedizin – sinnlos und teuer?

Der Begriff Komplementärmedizin ist für viele ein rotes Tuch – denn die Wirksamkeit von einigen Methoden ist umstritten. Dass die Krankenversicherung die Kosten dafür übernimmt, wird oft als verschwendete Prämiengelder pauschalisiert. Aber was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Komplementärmedizin und welche Methoden generieren dabei die höchsten Kosten?

Komplementärmedizin geniesst in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz. 65 Prozent aller in der Schweiz wohnhaften Personen haben mindestens einmal eine komplementärmedizinische Methode ausprobiert. Wenn man über die von der Versicherung bezahlten Leistungen spricht, ist die Unterscheidung zwischen denen aus der Grundversicherung und denen aus der Zusatzversicherung wichtig. Aufgrund des Ergebnisses einer Volksabstimmung werden aus der obligatorischen Krankenversicherung seit 2012 fünf alternative Therapieformen übernommen: Akupunktur, anthroposophische Medizin, Homöopathie, Phytotherapie und Arzneimitteltherapie der traditionellen chinesischen Medizin. Voraussetzung für eine Kostenübernahme ist, dass die Behandlung von einer Ärztin oder einem Arzt mit entsprechender Spezialisierung durchgeführt wird.

Höchste Ausgaben für Massagen

Weit mehr Therapien werden aber von den Zusatzversicherungen, die auch Komplementär­medizin abdecken, übernommen. SWICA beteiligt sich an rund 100 Methoden. Aus den Zusatzversicherungen COMPLETA TOP und OPTIMA werden jährlich rund 80 Millionen Franken für Komplementärmedizin bezahlt.  

Knapp die Hälfte davon wird für manuelle Methoden ausgegeben – etwas, das wahr­scheinlich die meisten schon einmal in Anspruch genommen haben. Darunter fallen verschiedene Arten wie die klassische Massage, Osteopathie, die Binde­gewebs­massage oder die Lymph­drainage. Ein weiterer Kostenviertel fällt bei Methoden der traditionell chinesischen Medizin wie Akupunktur, Schröpfen oder Tuina-Massage an. Und ein ebenso grosser Teil der Kosten wird von phytotherapeutischen Massnahmen aus der pflanzlichen Heilkunde verursacht. «Das alles sind Anwendungen, deren Wirksamkeit in zahlreichen Studien belegt und von der Schulmedizin unbestritten ist», erklärt Roger Bachmann, der für Gesundheitsförderung und Komplementärmedizin bei SWICA verantwortlich ist.

Zweifelhafte Therapien machen wenig aus

Nur etwa 15 Prozent aller Kosten entfallen auf umstrittene Therapien. Bachmann nennt namentlich Kinesiologie, Homöopathie und Bioresonanz: «Vor allem Bioresonanz wird immer wieder medienwirksam kritisiert. Auch Globuli, die in der Homöopathie häufig eingesetzt werden, bieten aufgrund ihrer extrem starken Verdünnung Angriffsfläche. Tatsächlich ist die Wirksamkeit dieser Methoden schulmedizinisch nicht belegt, auch wenn sie in der Bevölkerung weit verbreitet und beliebt sind. Obwohl sie kostenmässig eine untergeordnete Rolle spielen, wirft diese Ambivalenz ein schlechtes Licht auf die gesamte Komplementärmedizin.»

Wichtig sei, eine gewisse Qualitätskontrolle zu schaffen, so der SWICA-Fachmann. Darum setzt sich SWICA für eine hohe Qualität der Therapeutinnen und Therapeuten ein. Damit SWICA die Kosten der Versicherten übernimmt, muss sowohl die Methode als auch die Therapeutin oder der Therapeut für die Anwendung dieser Methode anerkannt sein. Für Bioresonanz oder Homöopathie gibt es die Anerkennung beispielsweise nur für umfassend ausgebildete Naturheilpraktikerinnen und -praktiker. «Das schützt unsere Versicherten vor fehlerhaften, schlechten und unnötigen Behandlungen», erklärt der SWICA-Experte. Welche Therapeutinnen und Therapeuten für welche Therapiemethoden anerkannt sind, ist im SWICA-Therapeutenverzeichnis einfach ersichtlich.

Ganz allgemein lohne es sich, gesundheitliche Probleme ganzheitlich und integrativ anzuschauen, fasst Bachmann abschliessend zusammen. Darum steht SWICA für das Zusammenspiel von Komplementärmedizin und Schulmedizin und nicht für ein Entweder-oder ein.

06.01.2023

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