Matthias Meyer, Leiter Corporate Real Estate bei SWICA, im Interview
«Die Arbeit im Büro hat an Bedeutung gewonnen»

Die Flächen, auf denen sich Mitarbeitende bewegen, sind seine Welt: Matthias Meyer ist Leiter Corporate Real Estate bei SWICA. Im Interview erzählt er, wie er Neubauten trotz ständiger Veränderungen langfristig plant und weshalb er in Zeiten von Home-Office an die Attraktivität von Büros glaubt.

Herr Meyer, was fordert Sie in Ihrem Job am meisten heraus?

In den letzten zwei Jahren ist es vor allem der stete Wandel, der die Corona-Pandemie verursacht. Mich beschäftigen Fragen wie: Wo arbeiten wir morgen? Wie arbeiten wir morgen? Wie flexibel können wir die Arbeitswelt bei SWICA gestalten? Aber auch die Vernetzung der Medien, die Technik am Arbeitsplatz oder Fragen zur Arbeitssicherheit sind nicht immer einfach: Wie erhalten Mitarbeitende zum Beispiel möglichst schnell Hilfe, wenn die Mehrheit im Home-Office arbeitet?

SWICA baut momentan zwei Bürogebäude in Winterthur. Wie planen Sie den steten Wandel mit ein?

Wir versuchen, so flexibel wie möglich zu planen. Die meisten Elemente, die wir einbauen, sind modular einsetzbar. Auch das WLAN wird immer besser bezüglich Durchsatz und Reichweite, was flexible Arbeitsplätze ermöglicht. Generell sollte man bei der Planung auch einmal den Mut haben, etwas Neues zu probieren. Das haben wir beim Neubau des Hauptsitzes gemacht: Wir verwenden als erster Kunde den Recyclingbeton der Winterthurer Toggenburger AG und sind sehr zufrieden damit.

Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie bei der Planung der Gebäude?

Wir beobachteten die Situation während der Corona-Pandemie laufend und fragten uns auch, ob wir die geplanten offenen Flächen nicht doch mit Einzelbüros ersetzen sollten. Es zeigte sich aber, dass es in einer Pandemie am effizientesten ist, erkrankte Mitarbeitende nach Hause zu schicken. So hatte Corona wider Erwarten einen positiven Einfluss auf die Nutzung der geplanten Büroflächen. Mit unserem «Arbeitswelten»-Konzept, das eine Weiterentwicklung von Desk Sharing ist, sind die Arbeitsplätze auf ein modernes und persönlichkeitsbezogenes Arbeitsumfeld ausgelegt und passen sich so an die aktuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden an.

Corona hat die Arbeitswelt verändert und wir alle müssen uns zuerst an diese neuen Formen der Zusammenarbeit gewöhnen. Matthias Meyer, Leiter Corporate Real Estate bei SWICA
Bei SWICA gilt Work Anywhere: Die Mitarbeitenden können bis zu drei Tage von zu Hause oder sonst wo arbeiten. Hat das Büro damit nicht an Bedeutung verloren?

Das sehe ich anders. Ich denke, die Arbeit im Büro hat vielmehr an Bedeutung gewonnen. Heute ist es eher der Ort, wo man sich über alle Stufen hinweg austauscht. So kommen viele Mitarbeitende auch heute lieber zur Arbeit ins Büro. Das erwähnte Arbeitsplatzkonzept ermöglicht zudem grosse Flexibilität: Es wird nicht nur Standardarbeitsplätze geben, sondern auch offene Flächen, die unterschiedliche Arten von Arbeitsplätzen bieten. Damit möchten wir auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen. Wer viel lesen oder Ruhe bei der Arbeit haben muss, wird genauso einen passenden Platz finden, wie jemand, der viel telefoniert.

Konnten Sie erste Schlüsse ziehen, wie sich Work Anywhere auf die Zusammenarbeit auswirkt?

Es finden heute mehr hybride Sitzungen statt. Ich denke, wir alle müssen lernen, welche Sitzung welche Einrichtung braucht. Um Kreatives zu entwickeln, ist eher eine physische Sitzung mit Flipchart oder eine Zusammenkunft am Besprechungstisch angebracht. Auch dies weist wieder darauf hin, dass es für unterschiedliche Tätigkeiten unterschiedliche Arbeitsplätze und Einrichtungen braucht. In der Regionaldirektion Basel haben wir das «Arbeitswelten»-Konzept bereits umgesetzt. Die dort gewonnenen Erkenntnisse bezüglich Einrichtung fliessen jetzt in die Neubauten in Winterthur mit ein. Repräsentative Schlüsse konnten wir allerdings noch keine ziehen.

Solche Veränderungen haben grossen Einfluss auf die Zusammenarbeit…

Corona hat die Arbeitswelt verändert und wir alle müssen uns zuerst an diese neuen Formen der Zusammenarbeit gewöhnen. Vielleicht findet man die Kolleginnen und Kollegen nicht sofort, vielleicht trifft man sich nicht mehr im Büro. Die Mitarbeitenden müssen sich also besser abstimmen, was mehr Kommunikation im Team voraussetzt. Der Wechsel von Standardarbeitsplätzen zu kreativen und anders nutzbaren Flächen erfordert zudem Flexibilität von allen Mitarbeitenden, denn Menschen sind Gewohnheitstiere: Sie setzen sich gern an einen gewohnten Platz und kommen meist an den gleichen Tagen ins Büro. Das kann dazu führen, dass die Auslastung im Büro an manchen Tagen hoch ist, insbesondere an Tagen mit grösseren Sitzungen. Werden hybride Sitzungen technisch noch vereinfacht, kann dies vielleicht etwas mehr vermieden werden. Damit sich alle gleich gesehen fühlen, ist es wichtig, die Videos bei Sitzungen immer einzuschalten.

09.02.2023

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