Qualität in Spitälern
Neue Messmethode zeigt grosse Unterschiede beim Hüftgelenksersatz
SWICA und die Berner Fachhochschule haben eine neue Messmethode entwickelt, um die Qualität von spezifischen Spitaleingriffen zu messen. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft – denn je besser man die Qualität messen kann, desto höher wird ihr Stellenwert innerhalb der Gesundheitsversorgung.
Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich mehr Transparenz bei der Qualität von Spitaleingriffen. Das zeigt der Gesundheitsmonitor 2023. 93 Prozent geben an, dass sie vor dem Entscheid zu einem Eingriff die entsprechenden Qualitätsdaten kennen möchten. Zwar gibt es verschiedene Quellen mit Informationen zu den Schweizer Spitälern wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG), den Nationalen Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken ANQ oder den Krankenversicherungsverband santésuisse (Spitalfinder). Diese veröffentlichen jedoch eher generelle Informationen wie Mortalitätsraten, Patientenzufriedenheit oder Fallzahlen. Hilfreich wären aber auch Informationen zur Qualität spezifischer Eingriffe.
Informationen zu spezifischen Eingriffen ergänzen bisherige Quellen
Diesem Bedürfnis hat sich die Berner Fachhochschule (BFH) im Auftrag von SWICA angenommen. Die Forscherinnen und Forscher haben eine Messmethode für die Spitalqualität bei bestimmten Eingriffen entwickelt. Dazu haben sie Daten aus dem Jahr 2019 zu Leistenbruchoperationen und Hüftgelenkersatztherapien herangezogen und die Spitäler mittels eines Sterne-Ratings in drei Kategorien eingeteilt. Die Methodik wurde im Januar 2024 in der renommierten Wissenschaftszeitschrift «Health Services Research» veröffentlicht.
Komplikationsrate bis zu 230 Prozent höher als erwartet
Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Für die beiden sehr häufig vorkommenden Eingriffe Leistenbruchoperation und Hüftgelenkersatz unterscheiden sich die über 100 untersuchten Schweizer Spitäler hinsichtlich der Behandlungsqualität zum Teil stark. «Die Komplikationsrate bei der Implantation eines Hüftgelenkersatzes beim Spital mit dem schlechtesten Ergebnis ist beispielsweise 230 Prozent höher als zu erwarten gewesen wäre», erklärt Eva Blozik, Leiterin Versorgungsforschung bei SWICA.
Verlässliche Qualitätsmessungen stärken die integrierte Versorgung
Mittelfristig sollen die Ergebnisse den SWICA-Versicherten zur Verfügung gestellt werden, damit sie sich vor einem allfälligen Eingriff vollumfänglich informieren können. «Mehr Transparenz bei der Versorgungsqualität entspricht dem Kundenbedürfnis», erklärt Blozik. Darum arbeite SWICA bereits daran, die Spitalqualität bei anderen häufigen Eingriffen zu ermitteln.
«Gleichzeitig fliessen die Ergebnisse auch in Kooperationsprojekte von SWICA ein. Verlässliche Qualitätsindikatoren sind wichtig, damit die Qualität kontinuierlich verbessert werden kann. Das führt zu besseren Behandlungen und mehr Effizienz im Gesundheitssystem».
SWICA ist es ein Anliegen, dass Qualität und Patientennutzen – im Gegensatz zur Menge – in der Gesundheitsversorgung mehr Bedeutung zugemessen wird. Das ist auch das Ziel der Patient-Empowerment-Initiative, einem Pilotprojekt mit dem Universitätsspital Basel, dem Kantonsspital Winterthur und der CSS. Hier wird ein neuartiges Tarifsystem entwickelt, das auf die Behandlungsqualität und den Patientennutzen fokussiert.