Roger Münger, Leiter Kapitalanlagen und Corporate Real Estate bei SWICA, im Interview
«Es ist essenziell, die eigene Risikofähigkeit zu kennen»

Roger Münger ist Leiter Kapitalanlagen und Corporate Real Estate bei SWICA. Im Interview erzählt er, was ihn am meisten herausfordert, wie schlechte Jahre abgefedert werden und wie Nachhaltigkeit die Anlagestrategie von SWICA prägt.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Den typischen Arbeitstag gibt es bei uns nicht. Mein Team und ich managen das gesamte Vermögen von SWICA – das sind Aktien, Obligationen, Immobilien und weiteres. Zudem betreuen wir das Vermögen der Pensionskasse von SWICA und alle Flächen, auf denen sich die Mitarbeitenden bewegen. Deshalb sehen die Aufgaben jeweils sehr unterschiedlich aus, je nach Bereich, in dem ich gerade unterwegs bin. 

Was fordert Sie an Ihrer Arbeit am meisten heraus?

Eine der grössten Herausforderungen in meinem Job sind aktuell die sich immer schneller verändernden Marktbedingungen: im letzten Jahr durch den Ukraine-Krieg oder aktuell durch die Bankenkrise. Solche Veränderungen sind kaum vorhersehbar und ihre Auswirkungen nicht von Anfang an klar. Das macht den Umgang mit ihnen auch sehr anspruchsvoll. 

Wie kalkulieren Sie Risiken mit ein?

Das letzte Jahr war kein rosiges, aber mit Kursverlusten muss man immer rechnen. Deshalb beurteilen wir jeweils schon bei der Festlegung der Anlagestrategie die eigene Risikofähigkeit. Bei der Überwachung spielen wir verschiedene Szenarien durch und schätzen laufend ein, wie viel Risiko wir eingehen können. Denn ohne Risiko gibt es auch keine Rendite.

Wir haben im Jahr 2022 unsere Anlagestrategie überarbeitet und das Kriterium Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt gestellt. Roger Münger, Leiter Kapitalanlagen und Corporate Real Estate bei SWICA
Wie fangen Sie Jahre mit Tauchern konkret auf?

Wir bilden in guten Jahren Reserven, um in den schlechten Jahren die Verluste tragen zu können. Dabei ist es essenziell, die eigene Risikofähigkeit zu kennen – und dazu braucht es eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen. Gemeinsam spielen wir verschiedene Szenarien durch und schauen, wie das Unternehmen danach dastehen würde. Je nach Ergebnis gilt es auch zu klären, was dagegen gemacht werden könnte. Dabei ist das Schwierigste, mit Massnahmen den richtigen Zeitpunkt zu treffen, damit man weder zu früh noch zu spät ist. 

Welche Ausrichtung hat die Anlagestrategie von SWICA?
Wir haben im Jahr 2022 unsere Anlagestrategie überarbeitet und das Kriterium Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt gestellt. So können wir als institutioneller Anleger mehr Verantwortung übernehmen. Bei den Kapitalmarktanlagen wie Aktien oder Obligationen verwenden wir wo möglich ESG-Indizes. Damit berücksichtigen wir ökologische, soziale und die Governance betreffende Themen. Das Unternehmen selber muss aber ebenfalls nachhaltig handeln und mit gutem Beispiel vorangehen: Wir leben das Thema Nachhaltigkeit in verschiedensten Bereichen.
 
Auch bei den Immobilienanlagen?

Ja. Wir verwenden beispielsweise nachhaltigen Beton beim Bau des neuen Hauptsitzes und fördern damit auch neue Technologien. Ein weiteres Bürogebäude, das wir in Winterthur bauen, befindet sich im 2000-Watt-Areal, das für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimafreundlichkeit steht. All unsere Neubauten werden mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Bei Sanierungen versuchen wir, bestehende Elemente zu übernehmen. Wir halten überdies kontinuierlich Ausschau nach Optionen, CO2 einzusparen und diskutieren alternative, nachhaltigere Materialien wie Holz. Vieles davon ist technologiegetrieben. Wir versuchen, die Biodiversität beim neuen Hauptsitz mit einer Dachbegrünung zu fördern. Zudem wird das Gebäude von einer Gartenanlage umgeben. Auf ganz alle Trends beim Bauen können wir aber nicht aufspringen, weil Entscheidungen teils bis zu zehn Jahre brauchen, bis sie umgesetzt werden können.

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