Sepsis: Frühes Erkennen und Behandeln rettet Leben

Jährlich am 13. September findet der Welt-Sepsis-Tag statt. An der lebensbedrohlichen Überreaktion des Immunsystems, auch Blutvergiftung genannt, erkranken in der Schweiz schätzungsweise 20‘000 Personen pro Jahr und fast jeder fünfte Fall endet tödlich. Das frühzeitige Erkennen und Handeln im Fall einer Sepsis sind demnach das A und O, um schwere Verläufe zu verhindern.

Blutvergiftung. Allein der Name klingt schon bedrohlich. Und auch wenn die Bezeichnung medizinisch gesehen eigentlich falsch ist – bedrohlich ist die Krankheit durchaus. Es handelt sich bei einer Sepsis aber nicht wirklich um eine Vergiftung des Bluts, sondern um eine Überreaktion des Immunsystems auf eine Entzündung.

Genau wie beim Namen der Krankheit gibt es auch bei ihren Symptomen einige Unwahrheiten, die sich hartnäckig halten. Um diese Falschinformationen zu widerlegen und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Prävention zu leisten, gibt es den Welt-Sepsis-Tag, der seit 2012 jeweils am 13. September stattfindet. Ein weiterer Schwerpunkt des Aktionstages: Generell ein grösseres Bewusstsein für die Erkrankung schaffen. Also, was ist eine Sepsis überhaupt?

Der Körper greift sich selbst an

Eine Sepsis kann sich als Folge auf eine Infektion im Körper entwickeln. Zu einer Infektion kommt es, wenn Bakterien, Viren oder Pilze in den Organismus gelangt sind. Unser Immunsystem übernimmt dann die Bekämpfung dieser Eindringlinge in Form einer Entzündung. Zu Beginn ist die Entzündung lokal auf den Eintrittsort der Erreger, zum Beispiel eine Hautstelle, oder das erkrankte Organ, zum Beispiel die Lunge bei einer Lungenentzündung, begrenzt. Wenn die körpereigene Abwehr es nicht schafft, die Entzündung am Ort des Entstehens zu eliminieren, kann sie sich ausbreiten. Um das zu verhindern, müssen rechtzeitig Antibiotika oder Mittel gegen Viren oder Pilze zum Einsatz kommen, um die Erreger möglichst schnell abzutöten.

Gelingt dies nicht, können die Erreger ins Blut und damit in den gesamten Körper gelangen. Die Folge: Er reagiert mit einer Entzündung. Im Kampf gegen die Erreger beginnt das Immunsystem überzureagieren und die eigenen Organe anzugreifen. Das Blut gerinnt und die Zellen werden nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt, was zu einem Kreislaufzusammenbruch und Organversagen führen kann. Wird eine Sepsis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, endet sie in vielen Fällen tödlich. Schätzungsweise stirbt alle drei Sekunden eine Person an einer Sepsis, was die Krankheit weltweit zur am ehesten vermeidbaren Todesursache macht.

Nationaler Aktionsplan gegen Sepsis

Im Jahr 2022 wurde in der Schweiz der nationale Aktionsplan gegen Sepsis lanciert. Das Programm zielt darauf ab, mehr Menschen mit Thema Sepsis vertraut zu machen, die Erkennung zu schulen und eine verbesserte Behandlung zu erreichen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung von Sepsis-Überlebenden und ihren Familien. Alle Infos zum Aktionsplan gibt es hier.

Anzeichen einer Sepsis erkennen

Die Behandlung einer Sepsis erfordert eine sofortige medizinische Versorgung. Je früher sie behandelt werden kann, desto besser stehen die Überlebenschancen und es ist wahrscheinlicher, dass die Heilung mit verminderten Langzeitfolgen verläuft. Doch das Erkennen ist oftmals gar nicht so einfach. Denn es gibt keine eindeutigen Symptome, die man nur einer Sepsis zuordnen kann und die andere Krankheiten ausschliessen. Das ist unter anderem der Grund, weshalb eine Sepsis oft zu spät erkannt wird. Allerdings geht einer Sepsis immer eine Infektion voraus, deren Verlauf man beobachten und nicht verharmlosen sollte. Besonders dann, wenn die Infektion immer schlimmer wird oder wenn neue Symptome hinzukommen.

Folgende Symptome können Anzeichen für eine Sepsis sein:

  • Fieber (besonders, wenn es trotz korrekt dosierten Fieber-/Schmerz-Medikamenten nicht oder nur schlecht gesenkt werden kann)
  • Schüttelfrost
  • Sehr starkes und trotz Medikamenten immer weiter zunehmendes Krankheitsgefühl
  • Kleine, punktförmige, bläulich-violette, nicht erhabene, nicht juckende Hauteinblutungen (Petechien)
  • Beschleunigte Atmung und Herzfrequenz
  • Niedriger Blutdruck
  • Verwirrung und Schläfrigkeit

 
Anders als von vielen angenommen, kommt es bei einer Sepsis nicht zu einem rötlichen Strich auf der Haut, der von der Entzündungsstelle ausgeht und langsam bis zum Herz zurückwandert. Bei diesem Phänomen handelt es sich nämlich um eine Entzündung der Lymphbahn. Sie kann – wie jede andere Form einer Entzündung – zu einer Sepsis führen, der Strich allein ist aber nicht ein Anzeichen einer Sepsis.

Eine Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall

Was gibt es zu tun, wenn die obengenannten Symptome zutreffen? Unbedingt schnellstmöglich ins Spital gehen. Je nach Schwere muss eine Sepsis auch auf der Intensivstation behandelt werden. Mithilfe von Antibiotika werden die Krankheitserreger bekämpft und Infusionen wirken dem tiefen Blutdruck entgegen. Auf alle Fälle möchte man einen Septischen Schock, also einen lebensgefährlich tiefen Blutdruck mit Organversagen, verhindern.

Und wer sind Hochrisikopersonen für eine Sepsis? Alle Menschen können an einer Sepsis erkranken. Kleinkinder, Menschen über 60 und chronisch kranke Personen sind aber besonders gefährdet, da ihr Immunsystem eher geschwächt ist. Lungen-, Blasen- und Hirnhautentzündungen sowie Entzündungen im Bauchraum sind besonders häufige Auslöser einer Sepsis.

Drei Fragen an Silke Schmitt Oggier, Chefärztin von santé24:

Gibt es frühe Anzeichen, dass sich eine herkömmliche Entzündung zu einer Sepsis entwickelt?

Wenn die zugrunde liegende Entzündung sich ausbreitet oder immer schlimmer wird. An der Haut kann man das dadurch erkennen, dass die Stelle grösser oder tiefer, heiss, rot und schmerzhaft wird. Bei Entzündungen im Innern des Körpers kann man diese Zeichen nicht sehen, aber sie erahnen, indem die Symptome schlimmer werden und/oder Fieber hinzukommt, das sich mit korrekt dosierten Fieber-/Schmerzmedikamenten nicht senken lässt. Schwäche, Schüttelfrost und Kreislaufprobleme sind dann schon Anzeichen einer beginnenden Sepsis.

Wie soll ich mich verhalten, wenn ich den Verdacht auf Sepsis hege?

Bei Verdacht auf eine beginnende Sepsis muss der Patient unverzüglich in eine Notfallstation gebracht werden, je nach Allgemeinzustand mit der Ambulanz.

Worauf kann man im Alltag achten, um das Risiko für eine Sepsis möglichst tief zu halten?

Infektionen, seien es oberflächliche, die man am Körper sieht, als auch solche im Inneren des Körpers wie Lungenentzündung, Blasenentzündung  usw. sollten nach zwei bis drei Tagen unter symptomatischer oder gezielter Therapie in ein Besserungsstadium eintreten. Passiert das nicht oder verschlechtert sich die Situation sogar, sollte man unbedingt erneut oder überhaupt ärztlichen Rat einholen. Dies kann durchaus auch telemedizinisch erfolgen: aufgrund der Angaben der Symptome oder bei Hautinfektionen von Fotos oder anhand von TytoHome-Untersuchungen können die Ärzte auch telemedizinisch entscheiden, was zu tun ist und dies selber einleiten oder den geeigneten Anlaufort empfehlen.

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