Notfall im Ausland? So wird SWICA-Versicherten geholfen

Wer im Urlaub verunfallt und die Nummer auf der Versichertenkarte von SWICA anruft, wird nach der Triage durch santé24 im Bedarfsfall mit Medicall verbunden. Die Zusammenarbeit mit der marktführenden Assistance in der Schweiz erfolgt Hand in Hand, um die verunglückten oder erkrankten Kundinnen und Kunden entweder vor Ort versorgt zu wissen, oder im schlimmsten Fall nach Hause zu holen. Im Interview erklärt Marlen Krakowitzer, Stv. Bereichsleitung medizinische Einsatzzentrale bei Medicall, worauf man vor und in den Ferien achten sollte.

Marlen, wie würdest du die Zusammenarbeit mit SWICA umschreiben und was schätzt du besonders an dieser Partnerschaft?

Die Zusammenarbeit mit SWICA basiert auf gegenseitigem Vertrauen und erfolgt auf Augenhöhe. Ich schätze es sehr, dass beide Seiten ihr Expertenwissen einbringen und in schwierigen Fällen nach unkomplizierten und vor allem kundenorientierten Lösungen suchen.

Bald ist wieder Ferienzeit. Wie sollen sich unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich vorbereiten?

Sie sollten sich über das Land, die Gepflogenheiten und auch die medizinische Infrastruktur informieren. Je nach Land können es einige Stunden bis zum nächsten Spital sein und so kann es durchaus Sinn machen, den Hausarzt vor Abreise zu konsultieren und mit ihm den Gesundheitszustand zu besprechen. Wie sieht es bezüglich Impfungen aus, welche sind nötig oder müssen aufgefrischt werden, ist die Reiseapotheke auf dem neusten Stand? Es ist unerlässlich zu wissen, welche Leistungen der Versicherungsschutz im Ausland deckt und welche Versicherung für welchen Fall zuständig ist. Welche Telefonnummer muss ich vor Ort bei einem Notfall wählen (z. B. 112 oder 911) und habe ich Notfallkontakte in meinem Handy hinterlegt? Wer eine Kreditkarte nutzt, sollte sich über seine Limite Gedanken machen oder das nötige Bargeld mitnehmen. In Ländern wie den USA kann es in einem Spital schnell teuer werden. Zudem sollten immer die Sicherheitslage der Destination und die EDA-Reisehinweise überprüft werden.

Auch im Ausland gut versichert sein

Bei medizinischen Notfällen im Ausland wird höchstens der doppelte Betrag der Kosten übernommen, die in der Schweiz für Leistungen aus der Grundversicherung vergütet würden. Ausserdem gibt es Leistungen, die daraus nicht oder ungenügend gedeckt werden (z. B. Notfalltransporte). Im EU/EFTA-Raum und dem Vereinigten Königreich kann die versicherte Person in öffentlichen Einrichtungen ihre europäische Krankenversicherungskarte vorweisen, die sich auf der Rückseite der SWICA-Versichertenkarte befindet. Wird die Karte akzeptiert, werden die landesüblichen Tarife verrechnet.

Die Abrechnung erfolgt direkt über den Krankenversicherer. Je nach Versorgungsstandard ist eine Behandlung im Privatspital oder in der privaten Abteilung vorzuziehen. SWICA empfiehlt, zumindest bei Reisen ausserhalb des EU/EFTA-Raums und dem Vereinigten Königreich, eine Zusatzversicherung wie COMPLETA TOP / COMPLETA FORTE oder eine Reiseversicherung wie VACANZA abzuschliessen. So erhalten die Versicherungsnehmenden Zugang zum Leistungserbringer ihrer Wahl oder können im Extremfall auch in die Schweiz repatriiert werden.

Was sollte man bei einem medizinischen Notfall als erstes tun?

Es sollte unbedingt die lokale Notrufnummer gewählt werden, um die medizinische Erstversorgung sicherzustellen. Für die weitere Koordination und Unterstützung vor Ort (z.B. Unsicherheiten bezüglich der Versorgung vor Ort, Kostengutsprache etc.) sollte die Nummer von santé24 (auf der Rückseite der Krankenversicherungskarte oder in der mySWICA-App) gewählt werden. Dazu muss man sich im Vorfeld Gedanken machen, ob das Handy im Ausland überhaupt Empfang hat bzw. ob an ein Datenpaket für Roaming gedacht wurde.

Was passiert der Reihe nach vor Ort sowie im Hintergrund in der Schweiz?

Mit dem Notruf wird die lokale Ambulanz aufgeboten. In gewissen Ländern ist für die Erstversorgung eine Anzahlung oder ein Deposit nötig. Mit dem Anruf bei santé24 kommt – wenn nötig – Medicall ins Spiel, die den Anruf im Namen von SWICA entgegennimmt und die nötigen Abklärungen trifft. Es gibt ein sogenanntes «Gentlemans Agreement» unter den Assistancen. Das heisst, wer zuerst kontaktiert wird, führt den Fall und die anderen unterstützen. Wenn also jemand bei SWICA versichert ist und wegen seiner Gönnerschaft zuerst die Rega anruft, ist beispielsweise die Rega bezüglich medizinischer Abklärung und einer möglichen Repatriierung (Rücktransport) im Lead.

Nachdem die versicherte Person SWICA kontaktiert hat, wird bei Bedarf ein lokaler Partner beigezogen, der vor Ort medizinische Informationen einholt. Wir kümmern uns mit SWICA um Kostengutsprachen, klären die medizinische Versorgung vor Ort ab und ob eine Repatriierung notwendig ist. Anschliessend holen wir Offerten bei unseren Leistungserbringern – etwa Ambulanz, Ambulanzjet oder Linienflug mit medizinischer Begleitung – ein. Bei einem Linienflug mit medizinischer Begleitung müssen die Einreisebestimmungen abgeklärt werden und wenn ein passender Flug gefunden wurde, auch ein Hotel inklusive Transport vor Ort für die medizinische Fachperson gebucht werden. Je nach Situation kann dies einige Tage in Anspruch nehmen.

Gemeinsam für das Wohl der Versicherten

Medicall wurde 1986 als erste Unternehmung in der Schweiz für medizinische Assistance gegründet. In diesem Bereich ist Medicall heute der marktführende Anbieter. Seit über 30 Jahren arbeitet SWICA mit der Assistance zusammen, die sich pro Jahr um fast 4‘000 SWICA-Versicherte kümmern.

Hat sich das Reiseverhalten, insbesondere das Risikoverhalten, in den letzten Jahren verändert?

Es ist ein erhöhtes Reiseverhalten bei Menschen über 60 Jahren zu beobachten. Auch mit komplexen Krankheitsbildern wird heute gereist im Selbstverständnis, dass einem «schon irgendwie» geholfen wird. Ansonsten kann gesagt werden, dass eine hohe Anspruchshaltung an die Versicherungen und Assistancen vorhanden ist, bei teilweise mangelnder Eigenverantwortung. Eine hohe Anspruchshaltung muss aber mit einem gesunden Mass an Selbstverantwortung einhergehen und einer entsprechenden Zusatzversicherung.

Aus welchen Destinationen verzeichnet ihr die meisten Anrufe?

In den Sommermonaten registrieren wird hauptsächlich Fälle aus den europäischen Ländern: Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Österreich. Interkontinental kommen als Spitzenreiter die USA, Thailand (gerade im Winterhalbjahr) und die Türkei hinzu. Die meisten Repatriierungen verzeichnen wir aus Italien.

Wie bereitest du dich auf deine Ferien vor; hast du einen Geheimtipp?

Mir ist wichtig, dass ich mich verständigen kann, die wichtigsten Notfallmedikamente dabeihabe und weiss, wo das nächste Spital ist und ob dieses eine pädiatrische Abteilung hat, da ich einen vierjährigen Sohn habe. Ein Geheimtipp ist vielleicht, in gewissen Ländern die Dienste einer Apotheke in Anspruch zu nehmen. In Frankreich oder auch in den USA kann einem diese Anlaufstelle schon sehr weit helfen, wenn es sich nicht gerade um einen lebensbedrohlichen Notfall handelt.

SWICA Talks: «Ein Notfall im Ausland»

Sommer, Sonne, Strand und Meer – und plötzlich passiert ein medizinischer Notfall. Was nun? Marlen Krakowitzer, Stv. Bereichsleitung med. Einsatzzentrale von Medicall und Dr. Nadine Nieuwkamp, Leiterin Arztdienst Jet und Flugärztin, bei der Rega geben in der vierten Episode des Podcasts von SWICA einen Einblick in ihren Alltag.

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