
Selbstwertgefühl stärken bei Betroffenen von chronischen Hautkrankheiten


Was sind bewährte Techniken oder Strategien, um mit negativen Gefühlen aufgrund einer Hauterkrankung umzugehen?
- Wissen aneignen: Mehr über die eigene Krankheit zu wissen, kann hilfreich sein, um den Gefühlen von Hilf- und Machtlosigkeit entgegenzuwirken. Bewährte Möglichkeiten dafür sind Ratgeber von Dermatologinnen und Dermatologen, Patientenorganisationen oder der Austausch mit Betroffenen im Rahmen von Selbsthilfegruppen. Auch hält die Website der Patientenorganisation SPVG zahlreiche wertvolle Informationen für die Krankheitsbilder Vitiligo und Schuppenflechte bereit.
- Selbstwirksamkeitserleben: Dabei geht es darum, dass Betroffene merken, dass sie die Krankheit zu einem gewissen Grad selber beeinflussen können. Ein ausgeglichener Lebensstil mit ausreichend Bewegung, Entspannung, gezielter Körperpflege und einer entsprechenden Ernährung sind bewährte Techniken. Yoga, Meditation oder Bewegung in der Natur führen oftmals zu einer Stressreduktion, welche sich positiv auf das Hautbild und das Selbstwertgefühl auswirken kann.
- Psychotherapie: Wenn sich die Krankheit längerfristig negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirkt, bietet Psychotherapie eine gute Möglichkeit zum Erlernen eines funktionalen Umgangs mit der Erkrankung. Partnersuche, Intimität, Sexualität, Selbst- und Körperbild oder Angst vor Arbeitsplatzverlust sind einige der zentralen Themen, denen aufgrund Unwissens oder mangelnder Ressourcen vom ärztlichen Fachpersonal oftmals zu wenig Beachtung geschenkt werden.
- Selbstfürsorge: Auch Selbstfürsorge und damit einhergehend die gezielte Stressreduktion sollten ein zentraler Bestandteil im Leben der Betroffenen sein. Möglichkeiten sind zum Beispiel eine Massage oder ein Vollbad, ein bereicherndes Gespräch mit wohlwollenden Menschen oder das bewusste Essen eines hautfreundlichen Menüs.
Allgemein geht es darum, dass man selbst zur Expertin, zum Experten seiner Erkrankung wird und mit der Zeit ein Repertoire an bewährten Strategien etabliert hat, das man konsequent anwenden kann.
Wie kann das Umfeld einer betroffenen Person dazu beitragen, ihr Wohlbefinden/Selbstvertrauen zu (ver)stärken?
Das Umfeld weiss oftmals nicht, wie man am besten mit den Betroffenen umgehen soll. Gefühle wie Ekel oder die Angst vor einer Ansteckung können dabei eine Rolle spielen. Ein zentrales Element ist, dass sich die Personen in ihrer Thematik ernst genommen fühlen. Daher ist es sinnvoll, sich zu informieren und die Betroffenen direkt anzusprechen, welchen Umgang sie sich von ihrem Umfeld wünschen. Manche mögen es, wenn sie nach dem Gesundheitszustand gefragt werden, manche bevorzugen es, wenn die Erkrankung nicht thematisiert wird. Neugierige und kritische Blicke oder Bemerkungen können verletzend sein und das Ansprechen sollte überlegt erfolgen. Auch gut gemeinte Äusserungen wie «das ist doch nicht so schlimm, sieht man doch kaum», oder «andere haben noch viel grössere Probleme» sind meistens wenig zielführend und bewirken, dass sich die Betroffenen nicht ernst genommen fühlen.

Wie kann man gegen die Stigmatisierung von Menschen mit Hauterkrankungen vorgehen?
Aufgrund der Tatsache, dass die Betroffenen die erkrankten Hautstellen aus Scham oftmals verdecken, sind diese Hautveränderungen nur wenigen Menschen bekannt. Gegen diese Scham könnte man mit mehr aufklärenden Artikeln in Zeitschriften oder in den sozialen Medien entgegenwirken. Auch sollte in der Schule gezielt Aufklärung betrieben werden, da die Selbstwertentwicklung während dieser Zeit eine massgebende Rolle spielt.Je mehr Aufklärung stattfindet, desto weniger werden die neugierigen oder verletzenden Blicke sowie die Angst vor Ansteckung. Betroffene können zunehmend offener mit ihrer Erkrankung umgehen und diese als einen Teil von ihrem Menschsein annehmen und lernen, dass der eigene Wert als Person nicht von einer chronischen Hauterkrankung abhängig ist.