«Für mich steht der Umgang mit steigenden Arbeitsunfähigkeitsfällen im Vordergrund»

Roger Ritler ist Leiter Leistungen Unternehmen und bei SWICA für das betriebliche Gesundheitsmanagement zuständig. Im Interview erzählt er, warum es entscheidend ist, die Gesundheit der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz aktiv zu fördern, und er gibt Einblicke in sein Engagement bei Gesundheitsförderung Schweiz.

Roger, du hast deine berufliche Tätigkeit bei SWICA 2001 als Teamleiter im Bereich Unfallversicherung gestartet. Seit nunmehr als 14 Jahren leitest du den Bereich Leistungen Unternehmen. Warum hast du dich für eine Laufbahn im Gesundheitswesen entschieden?

Ich habe meine Lehre seinerzeit bei der Suva absolviert. Mit dem Diplom als Privatversicherungsfachmann in der Tasche, wechselte ich nach der Ausbildung zur Zürich Versicherung. Während meiner Tätigkeit in der Produktentwicklung Motorfahrzeugversicherung merkte ich jedoch, dass mir die Arbeit nicht gefiel – mir fehlte der Sinn. Ich fühlte mich zwar zuhause in der «Versicherungswelt», aber mit einer klaren Ausrichtung auf Personenversicherungen.

An meiner Aufgabe bei SWICA motiviert mich, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und wir etwas Gutes für die Menschen tun. Im Bereich Care Management für Unternehmenskunden, den ich aufbauen durfte, unterstützen wir pro Jahr zwischen 3‘600 und 3‘900 Personen. Ohne diese Unterstützung wären diese Menschen in schwierigen Situationen oft auf sich alleine gestellt.

Rund 75 Prozent der Schweizer Betriebe mit 50 und mehr Mitarbeitenden setzen bereits Massnahmen des beruflichen Gesundheitsmanagements (BGM) um. Wie kann SWICA Unternehmen bei der Förderung der Mitarbeitergesundheit unterstützen?

Mit dem Präventionsmanagement können wir grossen Einfluss auf die Mitarbeitenden unserer versicherten Unternehmen nehmen. Wir können sie dafür sensibilisieren, welchen Einfluss Bewegung, Ernährung und Entspannung auf ihre körperliche und mentale Gesundheit haben und was sie selbst mit einem gesunden Lebensstil bewirken können. Über unsere Präventionsangebote wie Referate, Workshops und Webinare sowie medizinische Dienstleistungen haben wir jährlich Zugang zu über 12'000 Einzelpersonen, die sich sonst möglicherweise keine Zeit für Präventionsthemen nehmen würden.

Langzeitabsenzen und deren Dauer nehmen seit 2023 zu. Hauptgrund ist die steigende Zahl von psychischen und psychosomatischen Diagnosen. Wie begegnet SWICA dieser Entwicklung?

Laut einer Studie unserer Tochtergesellschaft WorkMed sind die Menschen nicht häufiger krank als früher. Tatsache ist aber, dass die krankheitsbedingten Absenzen zunehmen. Um dem steigenden Bedarf an qualifizierter Unterstützung für Menschen mit psychischen Problemen am Arbeitsplatz gerecht zu werden, bietet SWICA ein vielfältiges Präventionsangebot an.

Via WorkMed, dem Kompetenzzentrum für Arbeit und psychische Gesundheit, haben unsere Unternehmenskunden Zugang zu professioneller Unterstützung für Mitarbeitende mit psychischen Problemen am Arbeitsplatz. Die Gründung der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit der Psychiatrie Baselland wurde von mir mit initiiert und ich bringe mein langjähriges Know-how im Versicherungswesen in den Verwaltungsrat ein.

Unternehmen, welche die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern möchten, stehen mit dem «Job-Balance»-Programm von santé24 wahlweise Online-Selbsthilfe-Trainings oder telepsychologische Beratungen zur Verfügung. Auch Privatkundinnen und Privatkunden haben Zugang zu Online-Selbsthilfe-Trainings, die sich mit Themen wie Stress, Schlaf, oder Schmerzen beschäftigen.

Präventionsangebote für Unternehmenskunden

SWICA bietet Unternehmenskunden eine breite Palette an Präventionsmassnahmen. Neben ganzheitlichen Beratungen und umfassenden Konzepten zum BGM werden Einzelmassnahmen zu spezifischen Themen in Form von Referaten, Workshops, Webinaren oder medizinischen Dienstleistungen angeboten. Alle Dienstleistungen werden von erfahrenen Fachleuten bei den Unternehmenskunden vor Ort oder online als Webinar durchgeführt.

Worauf führst du die Zunahme von Krankmeldungen aufgrund psychischer Probleme zurück?

Unsere Wahrnehmung ist, dass durch die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz psychischer und psychosomatischer Probleme die Hemmschwelle, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, gesunken ist. Das Bewusstsein für psychische Gesundheit ist durch den öffentlichen Diskurs stark gestiegen. Präventionskampagnen und betriebliche Initiativen tragen dazu bei, ein Klima zu schaffen, in dem psychische Probleme zunehmend ohne Scham angesprochen werden können.

Du engagierst dich auch für das Label «Friendly Workspace» von Gesundheitsförderung Schweiz, dem Qualitätssiegel für systematisch umgesetztes BGM, und bist Mitglied des Wirtschaftsbeirats. Welche Synergien ergeben sich aus dieser Tätigkeit?

Als Mitglied des Wirtschaftsbeirats von Friendly Workspace bin ich Teil eines Expertengremiums, das sich konsequent für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in Schweizer Unternehmen einsetzt. Durch die Mitarbeit im Wirtschaftsbeirat bin ich dort, wo das betriebliche Gesundheitsmanagement gesteuert wird und kann meine langjährige Erfahrung als Vertreter von SWICA einbringen. Gleichzeitig kann ich durch den Erfahrungsaustausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen, den Personalverantwortlichen grosser Schweizer Unternehmen, aus erster Hand hören, welche Bedürfnisse und Herausforderungen sie haben.

Was reizt dich besonders an deiner Aufgabe?

Mich reizt vor allem die Vielseitigkeit meiner Aufgaben und die Umsetzung neuer Projekte. Ich finde es spannend, Ideen weiterzuentwickeln, bis man ein oder zwei Jahre später beim Kunden ein konkretes, greifbares Ergebnis sieht. Sei es die Einführung eines neuen Prozesses oder einer neuen Dienstleistung. Zudem gefällt mir die interdisziplinäre Zusammenarbeit in verschiedenen Teams.

Karriere bei SWICA

In der Serie «Menschen bei SWICA» stellt die Gesundheitsorganisation jeden Monat eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter und dessen Rolle vor. Die Vielfalt der verschiedenen Berufe bei SWICA ist riesig und reicht vom Kundendienst über die Gesundheitsberatung, das Leistungsmanagement bis zur Informatik. Interesse, ein Teil der SWICA-Erfolgsgeschichte zu sein? Alle Informationen finden sich unter «Karriere bei SWICA».

Wie sorgst du für Ausgleich zum Job?

Ich bin gerne unterwegs, mag Ausdauersport und Reisen. Ich hatte lange ein Wohnmobil, bin aber mittlerweile auf den «Campmodus» mit Zelt und Tesla umgestiegen. Ursprünglich vom Laufsport herkommend, blicke ich auf intensive Phasen mit vielen Marathonläufen zurück. Ob beim Trailrunning, auf Touren mit dem Gravelbike oder bei Orientierungsläufen ‒ ich ziehe gerne einfach los und gehe auf Entdeckungstour. Der abenteuerliche Aspekt steht dabei klar im Vordergrund.

Welche Chancen und Herausforderungen siehst du für das BGM in den nächsten Jahren?

Unter BGM verstehen wir alle Aktivitäten, die unsere Unternehmenskunden beim Absenzenmanagement unterstützen. Also nicht nur Massnahmen, die der Prävention dienen. Für mich steht deshalb generell der Umgang mit den steigenden Arbeitsunfähigkeitsfällen und den damit verbundenen steigenden Leistungskosten im Vordergrund.

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