Ein Gläschen in Ehren … ?

In der Schweiz ist Alkohol die Volksdroge Nummer eins. Zahlen der Stiftung Sucht Schweiz zeigen, dass der tägliche Alkoholkonsum mit dem Alter zunimmt. Gerade ältere Menschen reagieren allerdings stärker auf Alkohol. Umso wichtiger ist es, dass betroffene Seniorinnen und Senioren Unterstützung erhalten.

Feiern, Apéros oder andere gemütliche Runden ohne Bier, Wein, Cocktails oder Spirituosen? In der Schweiz kaum vorstellbar, gehört Alkohol doch fast selbstverständlich dazu: Zahlen der Stiftung Sucht Schweiz zeigen, dass etwa 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren mehr oder weniger regelmässig Alkohol trinken. Bei den über 65-Jährigen ist der chronisch riskante Konsum von Alkohol am stärksten verbreitet.

Ältere Menschen reagieren stärker auf Alkohol

Weil der Wasseranteil des Körpers im Alter sinkt, reagieren ältere Menschen stärker auf Alkohol. Dabei kann übermässiger Konsum verheerende Folgen für ihre Gesundheit haben: So kann er Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Demenz oder Bluthochdruck, die typischerweise im Alter auftreten, negativ beeinflussen. Dies zeigen Studien des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Das Risiko für Stürze und Unfälle ist für ältere Menschen, die häufig Alkohol konsumieren, zudem erhöht. Ebenso können sich im Alter Mangelernährung oder Verwirrtheitszustände durch Alkoholkonsum verstärken. Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten sorgen für zusätzliche Komplikationen.

Einsamkeit als Risiko

«Häufig geht mit regelmässig übermässigem Alkoholkonsum auch eine Verschlechterung der sozialen Beziehungen, ein grösseres Risiko für Vereinsamung und sozialer Rückzug einher», so Marina Patzen, Psychologin bei santé24. Die Vereinsamung kann wiederum den Alkoholkonsum fördern. Kritische Lebensphasen können zudem der Auslöser dafür sein, häufiger zu alkoholischen Getränken zu greifen. «Im Alter sind dies beispielsweise der Eintritt in die Rente, reduzierte soziale und familiäre Kontakte, finanzielle Einbussen oder der Verlust des Lebenspartners.»

Riskantes Trinkverhalten wird oft übersehen

Bei älteren Menschen wird allerdings oft nicht wahrgenommen, wenn sie zu viel Alkohol konsumieren. «Sei es, weil das riskante Trinkverhalten von Menschen in ihrem Umfeld stillschweigend hingenommen wird oder weil Folgeschäden fälschlicherweise auf das Alter geschoben werden», so die Psychologin. Zu den Symptomen eines übermässigen Alkoholkonsums gehören Gangunsicherheit und Stürze, Zittern, Ängste und depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Verwirrtheit und mangelnde Konzentration.

Gespräch suchen

«Diese Symptome können allerdings auch mit Altersbeschwerden verwechselt werden.» Deshalb rät Patzen Angehörigen zu einem Gespräch unter vier Augen. Das hilft, die Situation generell zu klären und dem oder der Betroffenen zu zeigen, dass man helfen möchte. «Es ist ein schwieriges und sehr persönliches Thema. Viele Betroffene schämen sich für ihre Probleme im Umgang mit Alkohol», erklärt die Psychologin. «Kommt ein Gespräch zustande, sollte man die betroffene Person motivieren, sich an eine ärztliche Praxis oder eine Suchtberatungsstelle zu wenden.»

Wie viel Alkohol ist ok?

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt gesunden erwachsenen Männern nicht mehr als zwei, gesunden erwachsenen Frauen nicht mehr als ein Standardglas täglich zu trinken. Ein Standardglas entspricht in etwa einem Gläschen Schnaps (4 cl), einem Glas Wein (1 dl) oder einer Stange Bier (3 dl). An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte ganz auf Alkohol verzichtet werden.

Training für einen besseren Umgang mit Alkohol

Ein selbstbestimmter und bewusster Umgang mit Alkohol kann eine Herausforderung sein. Dieses Online-Selbsthilfetraining hilft dabei, Trinkgewohnheiten zu überprüfen und nachhaltig zu verändern sowie das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Das Training wird durch eine psychologische Fachperson begleitet und besteht aus fünf flexibel bearbeitbaren Lektionen. Weitere Informationen und Anmeldung unter: swica.ch/selbsthilfetrainings


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